Die Bedürfnisse der Anderen und Sorgekompetenz von Pflegenden im Krankenhaus

Helen Kohlen, Sabine Könninger und Nils Fischer

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Helen Kohlen, Sabine Könninger, Nils Fischer, Die Bedürfnisse der Anderen und Sorgekompetenz von Pflegenden im Krankenhaus (19.04.2024), Beltz Juventa, 69469 Weinheim, ISSN: 1430-9653, 2022 #3, S.212

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Accesses

Beschreibung / Abstract

Mit Bedürfnissen von Patienten_innen umzugehen gehört zum Berufsalltag von Pflege und Medizin. Besondere Achtsamkeit ist gefordert, wenn die Bedürfnisse der Anderen unbekannt und nicht leicht verstehbar sind, etwa aufgrund von Sprachbarrieren oder weil sie sich nicht in gewohnte Denk- und Handlungsschemata einordnen lassen. Gelingt eine Reflexion und in Fragestellung der gewohnten Einordnung nicht, besteht die Gefahr der Kulturalisierung, d. h. die identifizierte Kultur, beispielsweise „türkisch“, wird zur Begründung für das Handeln „der türkischen Patientin“ angeführt. Eine kritische Auseinandersetzung mit Ansätzen einer interkulturellen Pflege aus den vergangenen Jahren (Leininger 1978; Domenig 2007; Agbih 2014) führt dazu, den Begriff der „Kultur“ gänzlich in Frage zu stellen. Denn eine Fokussierung auf „die Kultur“ kann verhindern, strukturelle, ökonomische und andere Ungleichheiten wahrzunehmen und sie als kulturunabhängige Probleme zu erfassen. Im Umgang mit den als fremd wahrgenommenen Patient_innen kann es neben Verfestigungen und Reproduktionen von kulturellen Zuschreibungen zu Fehlinterpretationen kommen (Tezcan-Güntekin 2019). Um einer Vielschichtigkeit von Diversität und den Bedürfnissen der Anderen gerecht zu werden, ist eine intersektionale Betrachtung und Diversitätsfreundlichkeit erforderlich. Diesen Anspruch erfüllen die theoretischen Ansätze von Seyla Benhabib und Joan Tronto. Während Tronto einen care-ethischen Ansatz anbietet, der Sorgekompetenz mit Achtsamkeit, Verantwortung und Resonanz verknüpft, rückt Benhabib die Bedürfnisse der oder des „konkreten Anderen“ in den Mittelpunkt. Sie bieten den Analyserahmen für zwei Beispiele aus einem empirischen Forschungsprojekt in denen sich ein Mangel an Sorgekompetenz gegenüber den Bedürfnissen von Patient_innen zeigt.

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