Das Mädchenkonzentrationslager Uckermark

Diese Publikation zitieren

Katja Limbächer (Hg.), Maike Merten (Hg.), Bettina Pfefferle (Hg.), Das Mädchenkonzentrationslager Uckermark (2005), Unrast Verlag, Münster, ISBN: 9783986840983

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Accesses

Beschreibung / Abstract

Nur zwei Gedenktafeln auf dem Uckermark-Gelände erinnern heute an das “Jugendschutzlager Uckermark”, in dem von 1942-1945 ca. 1200 Mädchen und junge Frauen inhaftiert waren. Das Lager in unmittelbarer Nähe des Frauenkonzentrationslagers Ravensbrück gehört zu den vergessenen Konzentrationslagern Deutschlands. Es galt lange Zeit als Teil des Fürsorgesystems, in dem als “asozial” eingestufte junge Frauen “erzogen” werden sollten. Daß es sich bei der Jugendfürsorge nie um ein unpolitisches Helfen handelte, belegen die Beiträge über das nationalsozialistische Fürsorgesystem, das keinen Raum für ein von der gesellschaftlichen Norm abweichendes Verhalten ließ. Anhand von Akten rekonstruieren die AutorInnen die Einweisungspraxis in das Lager und zeigen die enge Verzahnung zwischen Fürsorgeeinrichtungen, Polizei und dem “Kriminalbiologischen Institut” auf.
Die unmenschlichen Bedingungen in dem “Jugendschutzlager”, zu denen Zwangsarbeit u.a. für Siemens, ein absolutes Redeverbot, Schikanen und Strafen sowie eine katastrophale Unterversorgung gehörten, schildern mehrere Zeitzeuginnen in eindringlichen Berichten. “Wir Jungen haben ja noch nicht gelebt. Wir haben vorher nicht gelebt und nachher nicht,” beschreibt Käthe Anders die Auswirkungen der Uckermark-Zeit auf ihr Leben.
Die Überlebenden des Lagers, das in den letzten Kriegsmonaten auch als Vernichtungslager v.a. für Frauen aus dem KZ Ravensbrück benutzt worden war, kämpfen bis heute um ihre Anerkennung als Verfolgte und um eine Entschädigung, von der sie - in Fortsetzung der Diskriminierung durch die Nazis - als “Asoziale” ausgeschlossen werden. Ausgrenzung und Verdrängung spiegeln sich auch im heutigen Umgang mit dem Gelände des Mädchen-KZ und Vernichtungslagers wider. Nachdem das Gelände jahrzentelang militärisch genutzt worden war, sind kaum noch Spuren des Lagers vorhanden. Die Erforschung des Geländes steht bis heute aus, nur auf einem Teilstück konnten im Rahmen internationaler workcamps Ausgrabungen durchgeführt werden und damit das ehemalige Lager sichtbar machen.

Beschreibung

Die Herausgeberinnen:

Bettina Pfefferle, geb. 1963, seit mehreren Jahren aktiv in Arbeitsgruppen mit den Schwerpunkten Nationalsozialismus und Jugendschutzlager Uckermark. Als jüngere Frau Mitglied der Lagergemeinschaft Ravensbrück/ Freundeskreis e.V. Arbeitet z.Z. im Bereich Dokumentation/ Öffentlichkeitsarbeit für ein Berliner Frauenzentrum.

Maike Merten, Jahrgang 1970, Dipl. Pädagogin, schrieb ihre Diplomarbeit zum Thema: 'Das Jugendschutzlager Uckermark im System nationalsozialistischer Fürsorge', lebt in Hamburg.

Katja Limbächer, Jahrgang 1971, Dipl. Politologin, schrieb ihre Diplomarbeit zum Thema 'Die geschlechtsspezifische Diskriminierung von weiblichen Fürsorgezöglingen in der Weimarer Republik und im Nationalsozialismus', promoviert z.Z. zum Thema 'Die Verfolgung ›asozialer‹ Mädchen im Nationalsozialismus und in der Nachkriegszeit', lebt in Berlin.

Inhaltsverzeichnis

  • Das Mädchenkonzentrationslager Uckermark
  • Inhalt
  • Vorwort
  • Katja Limbächer, Maike Merten, Bettina Pfefferle. Einleitung
  • Anmerkungen
  • Maike Merten, Katja Limbächer. Geschichte des Jugendschutzlagers Uckermark
  • Chronologie
  • Das Einweisungsverfahren und die Einteilung der Mädchen
  • Ritters »Kriminalbiologische Differenzierungspraktiken« im Jugendschutzlager
  • Die innere Organisation und der Aufbau des Jugendschutzlagers
  • Einweisungsprozedur, Lageralltag und Arbeitseinsätze
  • Anbindung an das Frauenkonzentrationslager Ravensbrück
  • Die Diskussion um die Funktion des Jugendschutzlagers Uckermark
  • Anmerkungen
  • Literatur
  • Esther Lehnert. Pflegeamtsfürsorgerinnen und die Betreuung »gefährdeter« Frauen und Mädchen
  • »Bei gefährdeten Frauen ist das Pflegeamt einzuschalten, häufig liegt Erbminderwertigkeit vor.«
  • Anmerkungen
  • Christa Schikorra. Von der Fürsorgeerziehung ins KZ – Hinweise aus Akten des Wanderhofs Bischofsried
  • Hintergründe
  • Biographische Hinweise
  • Der Weg ins Jugend-KZ Uckermark
  • Anmerkungen
  • Ursula Nienhaus. Himmlers willige Komplizinnen – weibliche Polizei im Nationalsozialismus (1937-1945)
  • 1. Die Neuordnung der weiblichen Kriminalpolizei
  • 2. Laufbahnen und Karrieren
  • 3. Die »Reichszentrale zur Bekämpfung der Jugendkriminalität«
  • 4. Verantwortung für das Lager Uckermark
  • 5. Weibliche Polizei als »Willige Komplizinnen«
  • Anmerkungen
  • Abkürzungen
  • Katja Limbächer, Maike Merten. Die Einweisungspraxis der Kriminalpolizei in das Jugendschutzlager Uckermark
  • Anmerkungen
  • Abkürzungen
  • Quellen
  • Literatur
  • Käthe Anders. Nie gelebt
  • Silvija Kavčič. Junge slowenische Frauen im Jugendkonzentrationslager Uckermark
  • Die Entstehungsgeschichte der slowenischen Befreiungsfront
  • Die Situation der jungen slowenischen Frauen im Jugendkonzentrationslager Uckermark
  • Der Lageralltag im Mädchenkonzentrationslager Uckermark aus der Sicht der jungen slowenischen Frauen
  • Die Organisierung der Sloweninnen nach 1945
  • Fazit
  • Anmerkungen
  • Katja Limbächer, Maike Merten, Bettina Pfefferle. Slowenische Überlebende berichten
  • Die Aussiedlung der slowenischen Minderheit in Kärnten im Nationalsozialismus und der Partisanenkrieg
  • Literatur
  • Anmerkungen
  • Interview mit Stefanie Burger-Kelih im September 1999 »Wenn ich das gewußt hätte, wäre ich auch in den Wald gegangen.«
  • Die Verhaftung
  • Von der Verhaftung bis zum Lager
  • Ankunft im Frauenkonzentrationslager Ravensbrück
  • Im Jugendschutzlager Uckermark
  • Auflösung des Lagers und die Befreiung
  • Die Heimfahrt
  • Zuhause nach der Befreiung
  • Treffen mit anderen ehemaligen Häftlingen
  • Anmerkungen
  • Anni Kupper. »Wir versuchten, eine die andere zu trösten und uns damit diese Bitternis unseres jungen Lebens zu erleichtern.«
  • Die Verhaftung
  • Das Lager
  • Die Befreiung
  • Zusammenkunft der slowenischen »Uckermärkerinnen«
  • Gruppengespräch. »Wahrscheinlich sind wir anders als wir sonst geworden wären.«
  • Die Frauen stellen sich vor
  • Erinnerungen an das Lager
  • Gemeinsame Erinnerungen an die Befreiung
  • Später
  • Simone Erpel. Das »Jugendschutzlager« Uckermark als Vernichtungslager
  • Der Vernichtungsbefehl
  • Das Vernichtungslager
  • Die Warschau Deportierten
  • Die Kranken
  • Lagerbedingungen
  • Todesblock und Revier
  • Die Selektionen
  • Schlußbemerkung
  • Anmerkungen
  • Irma Trksak. »Und ich muß sagen, daß das die schwerste Zeit in meinem ganzen Leben war, die kürzeste, aber die schwerste Zeit, die ich in der Uckermark erleben mußte.«
  • Petra Vollmer, Projektgruppe für die vergessenen Opfer des NS-Regimes in Hamburg e.V. Abwiegeln und Diskriminieren – zur Entschädigungspraxis gegenüber NS-Verfolgten
  • Ausgangslage und Hintergrund zur Situation NS-Verfolgter in Deutschland
  • Entschädigungsregelungen
  • Fallbeispiele
  • Matthias Antkowiak, Angelika Meyer. Der wiederentdeckte Ort – archäologische Ausgrabungen in Uckermark
  • Bodendenkmalpflege und materielle Hinterlassenschaften der Zeit des Nationalsozialismus
  • Ausgrabungen auf dem Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers Uckermark
  • Von der Erhaltungsarbeit zur Forschungsarbeit – die internationalen Workcamps
  • Arbeitsweise und Ergebnisse
  • Anmerkungen
  • Sigrid Jacobeit. Zur Geschichte des Jugend-Konzentrationslagers Uckermark im Gesamtkonzept der Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück/ Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten
  • Anmerkungen
  • Stefanie Oswalt, Philipp Oswalt. Entwurf zur Gestaltung der erweiterten Gedenkstätte Ravensbrück
  • Grundüberlegungen
  • Das Konzept
  • Die Kernbereiche
  • Jugendschutzlager – Blumenfeld
  • Realisierungsvoraussetzungen und Ausblick
  • Anmerkungen
  • Rosel Vadehra-Jonas. Das Jugendschutzlager heute aus der Sicht der Lagergemeinschaft Ravensbrück/Freundeskreis
  • Anmerkungen
  • Literatur
  • Bixi Erhardt, Viola Klarenbach. Für eine lebendige Gedenkstätte am authentischen Ort: Wie geht es weiter mit dem Uckermark-Gelände?
  • Die praktische Arbeit
  • Das FrauenLesben-Baucamp
  • Weitere Aktivitäten …
  • … wie geht es weiter mit dem Uckermark-Gelände?
  • Unsere Vorstellungen und Ideen zur Zukunft des Uckermark-Geländes
  • Offene Forschungsstätte Uckermark
  • Offenes Gremium Uckermark
  • Viola Klarenbach. Erste Erfahrungen mit der Ausstellung: »Wir durften ja nicht sprechen. Sobald man Kontakt suchte mit irgendjemandem, hagelte es Strafen«
  • Hintergrund und Konzept der Ausstellung
  • Die Ausstellung »wandert«
  • Das Ausstellungsbuch
  • Abschließende Worte
  • Ausstellungsgruppe. »Wir durften ja nicht sprechen, sobald man Kontakt suchte mit irgendjemandem, hagelte es Strafen«
  • Eine Ausstellung über das ehemalige Konzentrationslager für Mädchen und junge Frauen und spätere Vernichtungslager Uckermark
  • Inhalt der 11 Ausstellungstafeln
  • Verzeichnis der AutorInnen
  • Adressen, Kontakte

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