Femizid

Der Frauenkörper als Territorium des Krieges

Rita Laura Segato

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Rita Laura Segato, Femizid (2022), Unrast Verlag, Münster, ISBN: 9783986840853

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Beschreibung / Abstract

In den vergangenen Jahrzehnten, die von Neoliberalismus und einem zunehmend autoritären Wandel der Gesellschaften und Regierungen geprägt waren, hat die weltweite Gewalt gegen Frauen drastisch zugenommen. Die seit 1993 andauernden systematischen Frauenmorde in der mexikanischen Grenzstadt Ciudad Juárez sind dabei nur die Spitze des Eisbergs – in ganz Mexiko fielen 2019 mehr als 3.800 Frauen männlicher Gewalt zum Opfer.

Die argentinische Anthropologin Rita Segato spricht angesichts derartiger Beispiele von einem »globalen Krieg gegen Frauen«. Um diese neue, extrem gewaltsame Wendung des Patriarchats zu verstehen, müssten solche Taten aus dem Privaten in die politische Öffentlichkeit geholt werden. Segato fordert, Frauenmorde nicht länger in privaten und sexuellen Kategorien zu betrachten, sondern vielmehr als systembedingte Feminizide zu benennen, die über die Erniedrigung von Frauenkörpern den Herrschaftsanspruch von Männerbünden formulieren und kommunizieren sollen.

Ihrer Ansicht nach wird es nur durch eine Wiederbelebung und Re-Politisierung der Kommunen und Gemeinschaften gelingen, diesen global stattfindenden Femi-geno-zid zu stoppen. Es geht der Autorin mit ihrer Intervention nicht nur um eine Beschreibung der Realität und eine theoretische Auseinandersetzung mit alten und neuen Begriffen, sondern gleichermaßen darum, konkrete Handlungsmöglichkeiten vorzuschlagen und gesellschaftliche Gegenwehr zu entwickeln.

Beschreibung

Gewalt gegen Frauen aus einer dekolonialen und feministischen Perspektive

Inhaltsverzeichnis

  • Femizid
  • Inhalt
  • Vorwort zur zweiten Auflage von 2018
  • Einleitung
  • Erstes Thema: Die zentrale Bedeutung der Geschlechterfrage
  • Zweites Thema: Patriarchale Pädagogik, Grausamkeit und der gegenwärtige Krieg
  • Drittes Thema: Was die zentrale Rolle des Patriarchats als Pfeiler der Machtarchitektur verschleiert
  • Viertes Thema: Hin zu einer weiblich kodierten Politik
  • Kapitel 1 – Die Einschreibung in die Körper der ermordeten Frauen von Ciudad Juà¡rez. Territorium, Souveränität und Verbrechen des †ºZweiten Staates†¹
  • Die Wissenschaft und das Leben
  • Die Femizide in Ciudad Juà¡rez: eine kriminologische Wette
  • Epilog
  • Kapitel 2 – Die neuen Kriege und der Körper der Frauen
  • Einleitung
  • Informalisierung der kriegerischen Normen in der Gegenwart
  • Wandel des territorialen Paradigmas
  • Der entsprechende Wandel in der politischen Kultur oder: die Fraktionalisierung der Politik
  • Mafialisierung der Politik und die Einhegung des kriminellen Feldes durch den Staat
  • Femigenozid: Die Schwierigkeit, die öffentliche Dimension des Femizids im Krieg wahrzunehmen
  • Kapitel 3 – Patriarchat: Vom Rand ins Zentrum. Disziplinierung, Territorialität und die Grausamkeit in der apokalyptischen Phase des Kapitals
  • Die Geschichte der öffentlichen Sphäre ist die Geschichte des Patriarchats
  • Disziplinierung und Pädagogik der Grausamkeit: Der funktionale Charakter des kolonial-modernen Patriarchats hoher Intensität hinsichtlich des historischen Projekts des Kapitals in seiner apokalyptischen Phase
  • Geschichte durch unsere Hand
  • Kapitel 4 – Kolonialität und modernes Patriarchat
  • Dualität und Binarismus. Ähnlichkeiten zwischen dem †ºegalitären†¹ Geschlecht der Kolonial-Moderne und seiner Entsprechung in der hierarchischen Ordnung vor der Intrusion
  • Kapitel 5 – Femigenozid als Verbrechen im internationalen Menschenrechtsdiskurs
  • Der Kampf ums Recht als Auseinandersetzung im diskursiven Feld
  • Auseinandersetzungen über die Kenntlichmachung oder Nicht-Kenntlichmachung im Recht
  • Der Kampf um die Aufnahme des †ºFemizids†¹ in die rechtliche Kategorie eines Genozids an Frauen
  • Bedingungen für die Aufnahme des Verbrechens †ºFemizid†¹ in die nationalstaatliche Rechtsordnung und des †ºFemi-geno-zids†¹ in die internationale Ordnung der Menschenrechte
  • Kapitel 6 – Fünf feministische Debatten. Gewalt gegen Frauen anders denken
  • †ºFemizid†¹ und †ºFemi-geno-zid†¹
  • Die Viktimisierung der Frauen im Krieg
  • Ungleich, aber anders
  • Über die dem Staat zugewiesene Rolle
  • Das Geschlechterproblem nicht †ºgettoisieren†¹
  • Kapitel 7 – Die neue Eloquenz der Macht. Ein Gespräch mit Rita Segato
  • Kapitel 8 – Von einem anti-punitivistischen Feminismus zu einem feministischen Anti-Punitivismus
  • Für einen anti-punitivistischen Feminismus: two wrongs don†™t make a right
  • Stellungnahme in der öffentlichen Sitzung des argentinischen Senats am 20. April 2017 zur Frage der Strafverschärfung als Antwort auf den Femizid von Micaela Garcà­a am 1. April 2017
  • Für einen feministischen Anti-Punitivismus: »Femizid und die Grenzen der juristischen Erfahrung«
  • Kapitel 9 – Zum Abschluss: Ein Leitfaden für die Lektüre geschlechtsspezifischer Gewalt in unseren Tagen
  • Konzeptioneller Rahmen: Die Asymmetrie der Geschlechter und was sie aufrechterhält
  • Die beiden Achsen geschlechtsspezifischer Angriffe: Vergewaltigung, Belästigung, physische, moralische und psychische Gewalt. Das Mandat der Männlichkeit
  • Femizid und Femigenozid
  • Zwei Rechtskategorien, deren Anerkennung im internationalen Menschenrechtsdiskurs aussteht
  • Die Bedeutung eines länderübergreifenden und vergleichenden Ansatzes
  • Para-Staat, neue Formen des Krieges und der Femigenozid
  • Die Notwendigkeit, sexuelle Angriffe von Libido zu trennen und den geschlechtsspezifischen Angriff in ein komplett öffentliches Verbrechen zu verwandeln
  • Gewalt als Ausdruck. Die Spezifik der Botschaft: Fähigkeit zur Grausamkeit und territoriale Herrschaft
  • Gewalt als Ausdruck: Die Zurschaustellung von Straflosigkeit
  • Die Diskontinuität in der Geschichte der Kriege
  • Das Mandat der Männlichkeit und die Reproduktion von Akteuren für den Krieg
  • Anhang
  • Glossar
  • Literatur
  • Quellennachweis
  • Bibliografie

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