Dekolonialistische Theorie aus Lateinamerika

Einführung und Kritik

Jens Kastner

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Jens Kastner, Dekolonialistische Theorie aus Lateinamerika (2021), Unrast Verlag, Münster, ISBN: 9783986840051

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Beschreibung / Abstract

Seit einigen Jahren ist ein regelrechter Boom dekolonialistischer Ansätze zu verzeichnen: In den theoretischen Debatten der Kultur- und Sozialwissenschaften werden die alten Fragen sozialer Ungleichheit und kultureller Differenz vor dem Hintergrund der Kolonialgeschichte und ihrer Effekte neu verhandelt.

In den politischen Aktivismen ist der Ruf »decolonize!« nicht mehr zu überhören. Aber was ist dekolonialistische Theorie? Was sind ihre zentralen Begrifflichkeiten und Problemstellungen? Worin unterscheidet sich dekolonialistische von postkolonialistischer Theorie? Die Struktur der globalen Machtverhältnisse ist bis heute vom Kolonialismus geprägt. Der peruanische Soziologe Aníbal Quijano nennt diese Prägung die »Kolonialität der Macht«. Sie schafft und reproduziert sozial wirksame Klassifizierungen und prädisponiert gesellschaftliche Konflikte.

Um die Kolonialität offenzulegen und gegen sie anzugehen, bedarf es eines »epistemtischen Ungehorsams« (Walter Mignolo). Dekolonisierung kann in Formen des uneindeutigen »Grenzdenkens« (Gloria Anzaldúa) münden, andererseits kann aber auch der Kampf um »die Bejahung des Anderen als Anderen« (Enrique Dussel) eine Schlussfolgerung dekolonialistischer Anliegen sein. Das Buch zeichnet die wichtigsten Debatten nach und diskutiert die von ihr ausgehende wie die an ihr geübte Kritik.

Beschreibung

Erste und umfassende Einführung und Diskussion der zentralen Positionen

Inhaltsverzeichnis

  • Dekolonialistische Theorie aus Lateinamerika
  • Inhaltsverzeichnis
  • Vorwort
  • Einleitung
  • 1. Klasse und Klassifizierung: Zur Entstehung der dekolonialistischen Theorie aus den Debatten innerhalb des Marxismus
  • Eine »neue Interpretation der Unterentwicklung«: Abhängigkeit und die Entstehung der dekolonialistischen Theorie
  • Vom »Vorurteil der Minderwertigkeit« zur »sozialen Klassifikation«
  • Von der Klasse zum †ºVolk†¹ (pueblo)
  • »Gemeinschaft der Unterdrückten« vs. »Möglichkeit des Konflikts«: Dussel und die Kritische Theorie
  • Referenzrahmen oder †ºwestliches Denken†¹? Der umstrittene Marxismus
  • Probleme einer Übersetzung: Exkurs zum pueblo
  • 2. Der dekolonialistische Diskurs der Moderne
  • Kritik der Moderne als Selbstverständigungsdiskurs und als gesellschaftliche Konstellation
  • Eine »statische und reduktionistische Interpretation« Summarische Moderne-Konzepte
  • Hybride Kulturen als »product of unequal appropriation«
  • Ein »differenziertes Pluriversum«: Trans-Moderne
  • Die »incorporation of European Jews as †ºWhites†¹« Islamismus und Antisemitismus als Fallstricke der Moderne-Kritik
  • 3. Eurozentrismus und epistemischer Bruch
  • Ausblendung, Unsichtbarmachung, Verunmöglichung: Epistemische Gewalt
  • »Durch die Vorstellungskräfte verwirklicht« Zur Genealogie der Eurozentrismuskritik
  • Keine soziale ohne kognitive Gerechtigkeit: Der Eurozentrismus
  • Ein koloniales »Dispositiv des Wissens«: Die Sozialwissenschaften
  • Die »Suche nach destabilisierenden Subjektivitäten«: Epistemischer Bruch
  • 4. »Wir sind keine Töchter der Aufklärung«: Kolonialismus, Geschlecht und die Rolle des Feminismus in der dekolonialistischen Theorie
  • »Coloniality of Gender«: Kritik an der Geschlechtsblindheit der dekolonialistischen Theorie
  • Der »gebrochene Ort«: Vom modern-kolonialen Gendersystem zum Widerstand
  • Keine Theorie, sondern »politische Aktion«: Feminismo comunitario
  • Identität und Identifizierungen
  • 5. Konsequenzen dekolonialistischer Analyse: Delinking, Bejahung des Anderen, Border thinking
  • Delinking/Entkoppelung
  • »Bejahung des Anderen als anderer, nicht als gleicher«
  • Border thinking/Grenzdenken
  • Entkoppeln, mischen, anerkennen? Grundprobleme theoretischer antirassistischer Positionierung
  • »Wir sind das Ergebnis von 500 Jahren Kampf«: Exkurs zum Zapatismus
  • 6. Die umstrittene Praxis
  • »Keine Frage der Theorie, sondern eine praktische Frage«: Probleme des Praxisbezugs
  • Literatur

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