Differenzierungstheoretische Korrekturanregungen
Linda Nell
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Linda Nell, Differenzierungstheoretische Korrekturanregungen (13.10.2024), Beltz Juventa, 69469 Weinheim, ISSN: 2195-0695, 2021 #2, S.235
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Beschreibung / Abstract
Marc Mölders†™ »Korrektur der Gesellschaft« aus dem Jahre 2019 mustert die aktuelle soziologische Differenzierungstheorie entlang der Frage nach Korrekturmöglichkeiten der Gesellschaft durch. Nicht nur, dass sich die zentralen gesellschaftlichen Folgen der funktionalen Differenzierung – von Armut über Klimawandel bis zu Zivilisationskrankheiten – aus Übersetzungskonflikten speisen, sondern auch dass sich diese Konflikte allerorts an den heterogenen Grenzen gesellschaftlicher Teilbereiche vor allem praktisch bemerkbar machen und in praxi bearbeitbar werden, wird nach Mölders zum Anlass, die Steuerungsfrage auf ein (gegenüber der Systemtheorie erster wie zweiter Generation) differenzierungstheoretisch angereichertes Niveau zu bringen. Der Beitrag arbeitet drei der offen gebliebenen Theorie- und Begriffsbaustellen heraus: Erste Schwierigkeiten ergeben sich aus der Ambition, das anspruchsvolle Verhältnis einer post-systemtheoretischen Differenzierungstheorie zur Gesellschaftsgestaltung im Sinne einer Problemlösung zu bestimmen. Zweitens droht ein nicht-differenztheoretisches Problem(lösungs)verständnis in einem Rückfall in eine strukturfunktionalistische Lesart der Luhmann†™schen Systemtheorie zu enden, bei der die Systemtheorie teils zugunsten der akteurszentrierten These, dass Korrekturen überwiegend »im Kleinen« ihren Ausgang finden, gegen den Strich der funktionalen Analyse gelesen wird. Drittens wird die Theorieanlage der Theorie multipler Differenzierung de facto nur halb abgearbeitet, indem die holistische Perspektive auf gesamtgesellschaftliche Übersetzungsverhältnisse nur auf Übersetzungskaskaden †ºvon unten nach oben†¹ verengt und so die Vielfalt indirekter †ºWirkungsketten†¹ ausgeblendet wird.