Freie Herren - Freie Religion

Der Adel des Oberstifts Münster zwischen konfessionellem Konflikt und staatlicher Verdichtung 1500 bis 1700

Bastian Gillner

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Bastian Gillner, Freie Herren - Freie Religion (2011), Aschendorff Verlag, Münster, ISBN: 9783402194157

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Accesses

Beschreibung / Abstract

Das frühneuzeitliche Münsterland war überzogen mit einer Vielzahl von Adelssitzen. Auf den größten saßen ritterbürtige Familien, deren vielfältige Rechte ausreichten, um den bischöflichen Landesherrn nahezu vollständig aus ihren Herrschaften herauszuhalten. Der Fürstbischof regierte das Territorium, aber auf lokaler Ebene herrschte vielerorts der Adel. Nach der Reformation geriet dieses Nebeneinander unter Druck. Die katholischen Fürstbischöfe versuchten, bis in jede Pfarrkirche ihre konfessionellen Vorstellungen durchzusetzen, während der Adel allen Versuchen heftigen Widerstand entgegensetzte, seine traditionelle Herrschaftsautonomie einzuschränken. Das protestantische Bekenntnis wurde zum Instrument für diesen adeligen Widerstand, die Trennlinie zwischen Landesherrschaft und Adelsherrschaft damit schärfer als je zuvor gezogen. Für einige Jahr-zehnte bekannte sich – aus heutiger Sicht überraschend – die große Mehrheit des münsterischen Stiftsadels zum neuen Glauben.

Das Buch von Bastian Gillner untersucht die Entwicklung des protestantischen Bekenntnisses im münsterischen Adel, angefangen von der Verteidigung ständischer Herrschaftsrechte gegenüber den kirchlich-religiösen Neuerungen bis hin zur Aufgabe des konfessionell motivierten Widerstandes im barocken Bischofsstaat. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der komplexen Wechselwirkung zwischen religiösen und politischen Motiven innerhalb des Adels. Der Ruf nach der „Freien Religion“ stand in enger Verbindung mit dem adeligen Selbstverständnis als „Freie Herren“, die in ihren Herrschaften das gesellschaftliche, politische und religiöse Leben unabhängig zu bestimmen suchten. Mit dem konfessionellen Konflikt verband sich somit der frühneuzeitliche Fundamentalvorgang der Staatsbildung, durch den die lokalen Mittelgewalten überhaupt erst in territoriale Herrschaftsstrukturen einbezogen wurden. Am Beispiel von rund einem Dutzend adeliger Familien liefert die Studie einen Beitrag zur Standes-, Religions- und Verfassungsgeschichte des Fürstbistums Münster.

Inhaltsverzeichnis

  • BEGINN
  • Title
  • Inhalt
  • Vorwort
  • Einleitung
  • 1. Fragestellung
  • 2. Forschungsüberblick
  • 3. Quellenüberblick
  • I. Spätmittelalterliche Religion und frühneuzeitliche Konfession: Der münsterische Adel zur Zeit der Reformation
  • 1. Reformation und Adel
  • 2. Die Reformation auf Haus Steinfurt: das Beispiel der Herren von der Recke
  • 3. Bischöfliche Reformationspläne und adelige Interessen: der Adel und Bischof Franz von Waldeck (1532–1553)
  • 4. Konfessionelle Indifferenz: der Adel und die Bischöfe Wilhelm von Ketteler (1553–1557) und Bernhard von Raesfeld (1557–1566)
  • II. Adelige Herren und protestantische Pfarrer: Konfessionelle Entwicklungen im lokalen Kirchenwesen
  • 1. Das lokale Kirchenwesen zwischen adeligem und kirchlichem Einfl uss
  • 2. Protestantismus in Lippborg: das Beispiel der Herren zu Alt-Assen
  • 3. Protestantismus in Erle und Umgebung: das Beispiel der Herren von Wylich zu Pröbsting
  • 4. Protestantismus in Drensteinfurt: das Beispiel der Herren von der Recke zu Steinfurt
  • III. Tradition gegen Tridentinum: Adelige Bekenntnisbildung im Konfl ikt
  • 1. Religionsfreiheit statt katholischer Reform: der Adel in den bischofslosen Jahren (1574–1585)
  • 2. Protestantismus statt katholischer Reform: der Adel und die Herrschaft Ernsts von Bayern (1585–1612)
  • IV. Adelige Herrenund protestantische Herrschaften: Konfession als Element adeliger Herrschaftsverdichtung
  • 1. Adelige Herrschaft zwischen politischer und konfessioneller Autonomie: das Beispiel der Herren von Ketteler in der Herrlichkeit Assen
  • 2. Adelige Herrschaft zwischen politischer und konfessioneller Autonomie: das Beispiel der Herren von Westerholt in der Herrlichkeit Lembeck
  • 3. Adelige Herrschaft zwischen politischer und konfessioneller Autonomie: das Beispiel der Herren von Merveldt in der Herrlichkeit Merfeld
  • V. Ritter unter Reformdruck: Der Adel und die Herrschaft Ferdinands von Bayern (1612–1650)
  • 1. Adelige Lebenswelten als Ziel katholischer Reformpolitik
  • 2. Veränderte Rahmenbedingungen: Krieg und Frieden
  • VI. Minorität mit Macht: Katholiken im münsterischen Adel
  • 1. Politischer Erfolg durch katholischen Glauben: das Beispiel der Herren von Velen zu Velen/Velen zu Raesfeld
  • 2. Räte, Drosten und Domherren: Weitere Katholiken im münsterischen Adel
  • VII. Konfessionelle Umorientierung: Konversionen zum Katholizismus
  • 1. Aspekte des konfessionellen Umschwungs
  • 2. Die Konversion des Johann V. von der Recke zu Steinfurt
  • 3. Katholischer Adel im katholischen Fürstbistum: der Adel und die Herrschaft Christoph Bernhards von Galen (1650–1678)
  • Ergebnisse
  • Quellen- und Literaturverzeichnis
  • 1. Ungedruckte Quellen
  • 2. Gedruckte Quellen
  • 3. Literatur
  • Verzeichnis der Abbildungen
  • Verzeichnis der Stammtafeln
  • Personen- und Ortsregister

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