Sinnlichkeit und Sinn im Kino

Zur Interdependenz von Körperlichkeit und Textualität in der Filmrezeption

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Heinz-Peter Preußer (Hg.), Sinnlichkeit und Sinn im Kino (2016), Schüren Verlag, Marburg, ISBN: 9783741000263

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Accesses

Beschreibung / Abstract

In wissenschaftlichen Betrachtungen zum Film gibt es eine merkwürdige Trennung von Körperlichkeit und Textualität in der Rezeptionsforschung und -theorie. Besonders deutlich wird das in der stark zunehmenden Emotionsforschung im audiovisuellen Feld. Die leibliche Dimension des Mediums Kino gerät in den Blick, etwa in der Filmphänomenologie, aber in der Regel als Korrektiv und Supplement zu den anderen, vorgeblich zu Unrecht dominanten Forschungsfeldern der Vergangenheit. Zwei Schulen scheinen immer noch unversöhnlich gegeneinander zu stehen: 'die' kognitive und 'die' sensualistische. Doch beide Prämissen greifen zu kurz, um die dialektische Verschränkung von Körperlichkeit und Textualität in der Filmrezeption angemessen zu erfassen, den Wechsel und das Zusammenwirken beider Vermögen hinreichend zu beschreiben.
Im Vordergrund des Bandes steht deshalb die Idee, die Positionen miteinander zu verbinden. Für das Drama hat die Semiotik den Faktor der Performativität in den Vordergrund gerückt sowie die Emergenz von Bedeutung durch die Aufführung selbst. Um eben diese Anteile also - Ereignischarakter, analog zur Performanz, Sensualität und Emotionalität - wäre der Textbegriff zu erweitern, um auch die gewünschten 'körperlichen' Phänomene analysieren zu können. Körperlichkeit und Emotionalität sind gleichwohl als Markierungen im Filmtext verankert, die unsere Betrachtung lenken und Sympathie, Antipathie, Empathie und andere Regungen, Gemütszustände und Emotionen 'ganz rational' steuern.

Beschreibung

Heinz-Peter Preußer ist Professor an der Universität Bielefeld, Mitherausgeber der Schriftenreihe zur Textualität des Films.

Inhaltsverzeichnis

  • Cover
  • Impressum
  • Inhalt
  • Heinz-Peter Preußer: Sinnlichkeit und Sinn im Kino. Eine Einführung
  • 1. Rand-Erscheinungen
  • Matthias Bauer/Tobias Hochscherf: Somatische De/Markierungen in The Red Shoes (1948) und Black Swan (2010)
  • Hans Jürgen Wulff: Körpertheater und Textsemantik. Funktionskreise der Tanzszenen im Spielfilm – von Top Hat (1935) bis Im Winter ein Jahr (2008)
  • Frank Kessler: Zwischen Attraktion und Narration. Le voyage dans la lune (1902) von Georges Mélià¨s
  • Lothar van Laak: Stille als medienästhetisches Problem in Ingmar Bergmans Das Schweigen (1963) und Jane Campions Das Piano (1993)
  • Jihae Chung: Gravity (2013). Ein Paradebeispiel für die Ästhetik des Erhabenen im gegenwärtigen Kino
  • 2. Gewalt
  • Heinz-Peter Preußer: Affektive Gewaltdarstellung und moralische Wertung. Zur Rezeptionslenkung in Die Stille nach dem Schuss (2000)
  • Milcho Manchevski: Gewaltverhältnisse und mediale Selbstreflexion. Ein Gespräch über Before the Rain (1994) und Mothers (2010)
  • Sophia Wege: Kommunikative Gewalt. Sprache und Körper in Christian Petzolds Barbara
  • Benjamin Moldenhauer: Somatische Empathie und Genrekritik im Horrorfilm. The Cabin in the Woods (2012) und Peeping Tom (1960)
  • 3. Erfahrung
  • Uwe Koreik: Sinn und Sinnerfahrungen beim deutschen Film aus der Fremdperspektive. Die fetten Jahre sind vorbei (2004) und Der kleine Nazi (2010)
  • Thomas Weber: Import Export (2007). Kinoerfahrung zwischen Aisthesis und Neuer Soziologie
  • Pia Knoeferle: Körper und †¹Embodiment†º bei der Sprachverarbeitung – im Actionkino und indialogzentrierten Filmen. Sinn und Sinnlichkeit (1995) versus Skyfall (2012)
  • Horst M. Müller: Die evolutionäre Entwicklung mentaler Konzepte: Simulation und Prognose. Mit Beispielen aus Forrest Gump (1994), Enthüllung (1994) und Industriefilmen
  • Abbildungsnachweis
  • Die Autorinnen und Autoren

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