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Conspiracy! Theorie und Geschichte des Paranoiafilms

Henry Taylor
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Henry Taylor, Conspiracy! Theorie und Geschichte des Paranoiafilms (2020), Schüren Verlag, Marburg, ISBN: 9783741000751

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Beschreibung / Abstract

Im heutigen Zeitalter der Unsicherheit und Angst florieren konspirative Fantasien zuhauf. Verschwörungsfiktionen haben insbesondere in Film und Fernsehen Konjunktur. Im Zentrum des vorliegenden Bandes steht daher die Frage nach der medialen Konstruktion der kollektiven Imagination einer durch Verschwörung gesteuerten Welt. Dabei wird die These vertreten, dass die konspirationistische Fantasie als imaginäre Lösung und Reaktion auf die postmoderne Zersplitterung des Wissens zu begreifen ist, nachdem Jean-Franà§ois Lyotard das Ende der “großen Erzählungen† der Moderne von Fortschritt und Emanzipation deklarierte. Gleichsam als Kompensation für diesen Sinnverlust bietet die konspirationistische Imagination neue, große Erzählungen an, nun freilich nicht mehr als optimistische Aufklärungsteleologie, sondern als dystopisches und mitunter apokalyptisches Narrativ.
In der Inszenierung konspirativer und paranoider Szenarien kommt dabei dem Spielfilm eine privilegierte Rolle zu. Für die Gruppierung von Verschwörungsthrillern, paranoiden Dramen und mind-game-Filmen mit zunehmend vergrößerter konspirativer Reichweite hat sich in der Filmwissenschaft der ursprünglich aus der Fankultur stammende Begriff des Paranoiafilms durchgesetzt. Dieses zunehmend bedeutende mediale Phänomen wird hier erstmals umfassend in Theorie und Geschichte poetologisch und hermeneutisch gewürdigt.
Im theoretischen Teil des Buches stehen genretheoretische, formale, narrative und motivische Aspekte des Paranoiafilms zur Diskussion, während dazu gleichzeitig die Themen Verschwörung, Paranoia und Verschwörungstheorie besprochen und in Beziehung gesetzt werden. Im historischen Teil werden in chronologischer Abfolge vier paradigmatische Narrative untersucht: der vorwiegend psychologisch ausgerichtete Meisterverbrecherfilm der 1910er bis 1930er Jahre; die paranoiden Spielarten des Film Noir in den 1940er und 50er Jahren, unter Einbezug des postklassischen Noir der 60er Jahre; der moderne, soziologische Verschwörungsfilm der 1960er bis 80er Jahre, in dem die Konspirationen zunehmend systemisch und unsichtbar werden; und schließlich die mind-game oder mindbender genannten Filme seit den 1990er Jahren, die sich im Zeichen der Metafiktion mit ontologischen und kosmologischen Verschwörungen beschäftigen. Zentrale Topoi sind unter anderem Mind Control, “Gehirnwäsche† und Überwachung. Nicht zuletzt geht es dabei auch um eine Allegorisierung der jeweils vorherrschenden Medien und ihrer Wirkungsmacht.

Inhaltsverzeichnis

  • BEGINN
  • Inhalt
  • Danksagung
  • I Einleitung
  • II Verschwörungen, Paranoia und Konspirationismus
  • 1 Verschwörung
  • 2 Paranoia
  • 3 When the truth is found to be lies: Verschwörungstheorien als populäre Paranoia
  • III Der paranoide Film: Stil, Narration, Motivik
  • 1 Von der Mikro- zur Makroebene
  • 2 Narration, Rätsel, Kippfiguren
  • 3 Medien, mind control und der paranoide Stil
  • IV Das Kino der Meisterverbrecher
  • 1 FANTÔMAS oder Das Kino der kollektiven Verunsicherung
  • 2 Der performative Blick: von Caligari zu Mabuse
  • 3 Die akusmatische Stimme. Mediale Ansteckungen in DAS TESTAMENT DES DR. MABUSE
  • V Subjektivität als Verbrechen: Der klassische Film noir
  • 1 Ein obskures Objekt der Begierde
  • 2 Subjektivität, Identitätsspaltungen und klaustrophobe Szenarien
  • 3 LE SAMOURAà und die Paranoia der modernen Großstadt
  • 4 Von der individuellen Psychologie zur Soziologie des corporate crime
  • VI Der moderne Verschwörungsfilm
  • 1 Verschwörung als alien invasion: INVASION OF THE BODY SNATCHERS
  • 2 Gehirnwäsche als Kalte-Kriegs-Formel der Gedankenkontrolle
  • 3 Beobachtung, Überwachung und Ordnungsutopie
  • 4 Systemische Bedrohungsszenarien
  • 5 Der positive Aufdeckungsplot: der Medizinthriller COMA
  • 6 Der negative Verstrickungsplot: der SF-Psychothriller SECONDS
  • VII Mind-games: Metafiktion und die ontologische Verschwörung
  • 1 Paradigmenwechsel: von der Epistemologie zur Ontologie
  • 2 Das abgekartete Spiel und die reflexive Performance im Neo-Noir
  • 3 Neue Prothesengötter oder Der Wahn der totalen Verfügbarkeit des menschlichen Körpers
  • 4 Mindbender-Kino im Schatten von Philip K. Dick
  • 5 Die paranoide Leinwand: Anmerkungen zu einer diskursiven Verschiebung
  • VIII Schlussbetrachtung: Konjunkturen der konspirationistischen Imagination
  • Literaturverzeichnis
  • Personenregister
  • A–B
  • B–C
  • D–F
  • F–H
  • H–K
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  • O–R
  • R–S
  • S–W
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  • Filmregister
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  • U–Z

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