Rassismus, Radikalisierung, Rechtsterrorismus

Wie der NSU entstand und was er über die Gesellschaft verrät. Mit einem Vorwort von Tanjev Schultz. Mit E-Book inside

Matthias Quent

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Matthias Quent, Rassismus, Radikalisierung, Rechtsterrorismus (2019), Beltz Verlagsgruppe, 69 469 Weinheim, ISBN: 9783779951001

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Beschreibung

Matthias Quent (Jena), Jg. 1986, Dr. phil., ist Soziologe mit den Arbeitsschwerpunkten öffentliche und politische Soziologie und Rechtsextremismus. Er ist Professor für Soziologie an der Hochschule Magdeburg-Stendal.
Dr. Tanjev Schultz ist Redakteur bei der Süddeutschen Zeitung.

Beschreibung / Abstract

Diese erste empirische Studie zur Entstehung des NSU analysiert gesellschaftliche, gruppendynamische und individuelle Einflüsse auf die Radikalisierung und Begründung des rechtsextremen Terrors.

Der NSU war eine Zäsur des deutschen Rechtsextremismus und ist – trotz parlamentarischer und juristischer Aufklärungsbemühungen – auch Jahre nach dem öffentlichen Bekanntwerden nicht abschließend aufgeklärt. Matthias Quent analysiert die Entstehung der rechtsextremen Terrorgruppe mit soziologischen und sozialpsychologischen Konzepten und Methoden. Er zeigt, dass für ein umfassendes Verständnis gesellschaftliche Verhältnisse sowie Dynamiken der rechtsextremen Bewegung und individuelle Entwicklungen zu berücksichtigen sind. Die Untersuchung ist zugleich Fallstudie, zeitgeschichtliche Untersuchung und ein Beitrag zur politischen Aufarbeitung des NSU-Komplex und der Ursachen rechter Gewalt in Deutschland. Die dritte Auflage der Untersuchung präsentiert neue Erkenntnisse und geht der Frage nach: Ist mit der Radikalisierung des rechten politischen Lagers in Deutschland seit 2015 die Gefahr eines erneuten Rechtsterrorismus gestiegen?

Kritik

»Das Buch ist als Studiengrundlage sowie für die Aus- und Fortbildung in der Rechtsradikalenforschung sehr zu empfehlen.« Dieter Korczak, socialnet.de, 07.02.2023

»In Zeiten wachsender innenpolitischer Polarisierung infolge der sogenannten Flüchtlingskrise ist die Thematik seiner analytisch gehaltvollen, konzeptionell durchdachten und lesenswerten Studie brisanter denn je.« Ulrich Heisterkamp, pw-portal.de, 20.03.2017

»[...] gelingt es dem Autor hier doch, den Kontext von Gesellschaft, Radikalisierung und Rechtsterrorismus näher zu reflektieren. Dabei findet man beachtenswerte Ansätze für die weitere Forschung.« Armin Pfahl-Traughber, Humanistischer Pressedienst, 21.07.2016

»Matthias Quent plädiert in seinem Buch auch für eine kritische, reflexive und gesellschaftlich relevante Sozialwissenschaft. Diesem Plädoyer schließt sich der Rezensent gern an und wünscht dem Buch eine breite Leserschaft.« Wolfgang Frindte, socialnet.de, 10.10.2016

Inhaltsverzeichnis

  • BEGINN
  • Inhaltsverzeichnis
  • Vorwort
  • 1. Einleitung
  • 2. Rechtsextremismus, Demokratie und der Beitrag der Soziologie
  • 2.1 Öffentliche Rechtsextremismusforschung
  • 2.2 Zur Methode der Untersuchung
  • 3. Was ist Radikalisierung?
  • 3.1 Der „Kern guter Radikalität“
  • 3.2 Modelle und Konzepte der Radikalisierungs- und Extremismusforschung
  • 3.3 Radikalisierung als sozialer Prozess
  • 3.4 Das Pyramidenmodell der Radikalisierung
  • 4. Gruppen als Vermittler zwischen Gesellschaft und Individuum
  • 4.1 Dynamiken in sozialen Gruppen
  • 4.2 Die Innovationsfähigkeit von Groß- und Kleingruppen
  • 4.3 Mechanismen der Radikalisierung
  • 5. Der makrosoziologische Rahmen der Gewalt: Rechtsterrorismus und Gesellschaft
  • 5.1 Dissonanzgesellschaft
  • 5.2 Rassismus und die Rechtfertigung von Gewalt
  • 6. Die Ambivalenz des rechtsextremen Terrorismus
  • 6.1 Das Konzept des vigilantistischen Terrorismus
  • 6.2 Vigilantismus oder „Extremismus der Mitte“?
  • 6.3 Staatliche Institutionen und Vigilant_innen
  • 6.4 Rechtsextreme Gewalt gegen die Polizei
  • 6.5 Strukturen des Rechtsterrorismus
  • 6.6 Von Rechtsextremen getötete Menschen in Deutschland seit 1990
  • 6.7 Rechtsextremer Vigilantismus – Konturen des neuen Ansatzes
  • 7. „Der Ali muß weg“ – Entstehung, Gruppenkultur und ‚Rationalität†˜ des NSU
  • 7.1 Rechtsextremismus in Deutschland vor 1990
  • 7.2 Formierung der rechtsextremen Bewegung von 1990 bis 1994
  • 7.3 Die Storming-Phase der Rechtsextremen von 1994 bis August 1996
  • 7.4 Normierung vor dem Untertauchen: August 1996 bis Januar 1998
  • 7.5 Normierung in der Illegalität: Entwicklungen im Untergrund ab 1998
  • 7.6 Einrichten in der Klandestinität
  • 7.7 Die Ausführung der Terrorkampagne von 1999 bis 2007
  • 7.8 Thesen zum Ende der Mordserie und zum Heilbronner Mordanschlag
  • 7.9 Facetten des Lebens der Triade im Untergrund ab 2007
  • 8. Karrieren individueller Radikalisierung
  • 8.1 Das Karrieremodell der Kriminalsoziologie
  • 8.2 Biografische Hintergründe rechtsextremer Gewalttäter_innen
  • 8.3 Radikalisierungskarrieren im NSU-Milieu
  • 8.4 Drei Typen rechtsextremer Radikalisierungskarrieren
  • 9. Von gesellschaftlich geteilten Deutungen zum Terror als ‚Spitze des Eisbergs†˜: ein zusammenfassendes Modell der Genese des NSU
  • 9.1 Mechanismen der Radikalisierung in den jeweiligen Gruppenphasen
  • 9.2 Räume der Radikalisierung
  • 10. Fazit und Zeitdiagnose
  • 10.1 Nach der Enttarnung des NSU
  • 10.2 Die Spaltung der Zivilgesellschaft in Deutschland
  • 10.3 Über die Rolle staatlicher Institutionen
  • 10.4 Kulminationspunkt Migration
  • 10.5 „… da sich der Rassist endlos wiederholt und stets seine Zuhörer findet …“
  • 11. Rechtsterrorismus zwischen 2011 und 2018
  • 11.1 Alltagsterrorismus gegen Asylsuchende
  • 11.2 Rechtsterroristische Zusammenschlusse
  • 11.3 Terrorismus sogenannter „Reichsburger“
  • 11.4 Spontanterrorismus und allein handelnde Rechtsterrorist_innen
  • 11.5 Zusammenfassung
  • Literatur
  • Sonstige Quellen
  • Anhang

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