Prävalenz sexualisierter Gewalt durch Gleichaltrige in der Jugend

Ludwig Stecher und Sabine Maschke

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Ludwig Stecher, Sabine Maschke, Prävalenz sexualisierter Gewalt durch Gleichaltrige in der Jugend (2018), Beltz Juventa, 69469 Weinheim, ISSN: 1436-1957, 2018 #02, S.118

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Während Gleichaltrige als wichtige Sozialisationsumwelt für eine gelingende Entwicklung Jugendlicher gelten, können sie gleichzeitig auch ein Entwicklungsrisiko darstellen. Das gilt insbesondere für den Bereich der sexualisierten Gewalt. Ausgehend davon geht der vorliegende Beitrag den Fragen nach, wie hoch das Risiko für Jugendliche ist, von sexualisierter Gewalt durch Gleichaltrige betroffen zu sein, um welche Gewaltformen es sich dabei handelt und wie die Täter/innen in Beziehung zu den Betroffenen (etwa als Bekannte, Freunde oder Mitschüler/ innen) stehen. Datengrundlage ist eine repräsentative Jugendsurveystudie, in der 2.700 Schüler/innen der 9. und 10. Jahrgangsstufe zu ihren Erfahrungen mit sexualisierter Gewalt befragt wurden. Die Befunde zeigen u. a., dass das Risiko Jugendlicher, durch Gleichaltrige sexualisierte Gewalt zu erfahren, höher ist, als das Risiko, das von Erwachsenen ausgeht, und dass dies im Allgemeinen für nicht-körperliche wie für körperliche Bereiche sexualisierter Gewalt gilt. Die in den Befunden darüber hinaus sichtbar werdende Dichotomie (überwiegend) weiblicher Viktimisierung und (überwiegend) männlicher Täterschaft eröffnet einen kritischen Blick auf Peer-Sozialisationskonzepte, die in macht-symmetrischen Beziehungen unter den Gleichaltrigen ihren theoretischen Ausgangspunkt nehmen.

Schlüsselwörter: Sexualisierte Gewalt, Gleichaltrigenbeziehungen, Gleichaltrige als Entwicklungsrisiko, Jugendforschung, Peer-Sozialisation



From the perspective of an adolescent, peers provide an important socialization environment for successful development, but also present developmental risks. This is especially true in the context of sexual violence. This paper studies the risk exposure of adolescents to sexual violence perpetrated by their peers, the prevalent forms of such violence and the typical relationships between victims and perpetrators (e.g. acquaintances, friends or classmates). The analysis is based on data from a representative adolescent survey study in Germany that asked 2,700 students in the 9th and 10th grades about their experiences with sexual violence. Among other results, the findings show that adolescents are more likely to experience sexual violence at the hand of their peers than from adults, this applies to both physical and non-physical forms of sexual violence. The results also reveal a dichotomy between (predominantly) female victimization and (predominantly) male perpetration, which suggests that peer-based socialization concepts that assume symmetric power relations among peers may require critical reassessment.

Keywords: sexual violence, peer relations, peer developmental risks, adolescence research, peer socialization

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