Therapie und Sicherheit im Maßregelvollzug

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Nahlah Saimeh (Hg.), Therapie und Sicherheit im Maßregelvollzug (2017), Medizinisch Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Berlin, ISBN: 9783954663828

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Beschreibung / Abstract

Auftrag der Forensischen Psychiatrie ist die Therapie psychisch Kranker und die Gewährleistung von Sicherheit im Sinne des Schutzes der Allgemeinheit vor Rückfallstraftaten. In den letzten 20 Jahren stand ungeachtet der Reihenfolge der Begrifflichkeiten im Gesetzestext die „Besserung“ nicht immer vor der „Sicherung“. Schwerste Gewaltstraftaten einschlägig vorbestrafter Personen mit schweren psychischen Störungen führten dazu, der Sicherheit und mit ihr verbunden dem Sicherungsauftrag der Forensik den Vorrang zu geben. Mit der Betonung des Grundrechts der Freiheit der Person hat das Bundesverfassungsgericht nun eine deutliche Trendwende in der Forensik angemahnt. In Nordrhein-Westfalen kann man klar beobachten, dass die Beendigungen der Unterbringung gem. § 63 StGB aus Gründen der Verhältnismäßigkeit deutlich zunehmen und dies keineswegs nur bei psychisch Kranken, deren Delinquenz von moderater Schwere ist. Die Forensik stellt das vor große Herausforderungen. Zugleich bedeutet diese Trendwende jedoch auch, der Forensischen Psychiatrie ihre eigentliche Funktion wieder zurückzugeben – nämlich zu behandeln und nicht ersatzweise "Recht zu sprechen". Der aktuelle Tagungsband der Schriftenreihe zur Eickelborner Fachtagung versammelt ein breites Themenspektrum neuer Fragestellungen und Erkenntnisse der Forensischen Psychiatrie: von der Implementierung evidenzbasierter Verfahren in der Praxis der Kriminaltherapie (Rüdiger Müller-Isberner et al.) über den schmalen Grat zwischen Wahrheit und Lüge in den Aussagen psychisch belasteter Zeugen (Susanne Cordes-Welzel) hin zu neuen Perspektiven in der Risikoprognostik (Andrea Trost).



Die Forensische Psychiatrie bleibt für unseren Rechtsstaat eine wichtige Institution und gerade in Bezug auf die großen gesellschaftlichen Herausforderungen im Umgang mit Gewalt wird ihre Bedeutung in den kommenden Jahren gewiss noch zunehmen.

Beschreibung

N. Beck | P. Born | B. Braun | S. Cordes-Welzel | S. Eucker | B. Eusterschulte | C. Franck | N. Frommann | U. von Hahn | W. Happel | S. Heisiep | S. Henneböhl | R. Holzbach | W. Hubbe | U. Kobbé | H. J. Kolbe | G. Konrad | H. Kury | S. Lau | M. Löhr | S. Möller-Emminghaus | R. Müller-Isberner | C. Nolan | M. Osterheider | M. Piefke | R. Sachse | N. Saimeh | A. Schelte | C. Schüfer | M. Schüler-Springorum | H. Sklenarova | M. Stellmacher | A. Trost | S. R. Vaih-Koch | M. Walburg | M. A. Weber |M. Wertz | U. Wiendl | T. Wolf

Inhaltsverzeichnis

  • Cover
  • Titel
  • Vorwort
  • Die Autorinnen und Autoren
  • Inhalt
  • 1 New Drugs – neue Probleme?
  • 1.1 Warum ist/wird man high?
  • 1.2 Was macht high?
  • 1.3 Gutachterliche Probleme?
  • 1.4 Zusammenfassung
  • 2 Besonderheiten in den Aussagen junger Menschen
  • 2.1 Fallbeispiele
  • 2.2 Gemeinsamkeiten und Typisches der Beispiele
  • 2.3 Motivation
  • 2.4 Kognitive Verzerrung
  • 2.5 Entstehung von Scheinerinnerungen, Fremd- und Autosuggestion
  • 2.6 Erlebnisgrundlage/Pseudoerinnerung
  • 2.7 „Dichtung oder Wahrheit“?
  • 2.8 Schlussbemerkung
  • 3 MRV nach § 64 für Frauen – eine Chance zur Umkehr. Einblick in eine Erfolgsgeschichte
  • 3.1 Die Ausgangslage
  • 3.2 Die stationäre Unterbringung
  • 3.3 Der therapeutische Prozess
  • 3.4 Ausblick
  • 4 Wie kann die Prävention fremdgefährdender Fehlhandlungen gelingen? Erfahrungen aus einem Forschungsprojekt in NRW
  • 4.1 Unsere Risikopopulation
  • 4.2 Kurze Studienbeschreibung
  • 4.3 Beschreibung der Teilnehmer – war es eine Risikopopulation?
  • 4.4 Risikoreduktion durch freiwillige Behandlung –Hinweise, dass es funktionieren kann
  • 4.5 Der „Forensifizierung“ entgegenwirken oder wer hat die Aufgabe der Prävention?
  • 5 Pferdegestützte Therapie – das Pferd als Spiegel des Patienten
  • 5.1 Entstehungsgeschichte
  • 5.2 Wirkmechanismen
  • 5.3 Darstellung der konkreten Therapie
  • 5.4 Zusammenfassung
  • 6 Das Risiko-Instrument START
  • 6.1 Die Funktionsweise des START-Instruments
  • 6.2 Bewertung nach START-Items – ein Beispiel
  • 6.3 Fazit
  • 7 Die psychiatrische Haftnachsorgeambulanz aus Sicht der Führungsaufsicht
  • 7.1 Historie
  • 7.2 Die psychiatrische Haftnachsorgeambulanz
  • 7.3 Übergangsmanagement
  • 7.4 Statistik des ambulanten Sozialen Dienstes
  • 7.5 Erste Ergebnisse der psychiatrischen Haftnachsorgeambulanz
  • 8 Integrierte Behandlung von § 64-Patienten in der LWL-Klinik Warstein
  • 8.1 Einleitung
  • 8.2 Prognosekriterien
  • 8.3 Rahmenbedingungen in der Suchtabteilung der LWL-Klinik Warstein
  • 8.4 Patientenkollektiv
  • 8.5 Behandlungsverlauf
  • 8.6 Aufnahme-Kriterien und Prognostische Faktoren – „Checkliste Check-in-or-out“
  • 8.7 Prognose-Faktoren in Relation zu den Ergebnissen der Maßregel
  • 8.8 Zusammenfassung und Diskussion
  • 9 Vom (ver†‘)letzten Tabu zum institutionellen Umgang mit Anschuldigungen. Eine diskursethische Konversation.
  • 9.1 Vorbemerkung
  • 9.2 Problemstellung
  • 9.3 Untersuchung und Diskussion
  • 9.4 Zwischenfragen
  • 9.5 Alternativen
  • 9.6 Zum Schluss
  • 10 Gefährlichkeit erkennen und behandeln: der Beitrag Pflegender
  • 10.1 Pflegebedürftigkeit und Pflege als komplexes gesellschaftspolitisches Projekt
  • 10.2 Forensische Pflege im internationalen Kontext
  • 10.3 Der Beitrag der Pflege zur Gefährlichkeitseinschätzung und -reduktion
  • 10.4 Forensisch-psychiatrische Pflege im Maßregelvollzug in Deutschland
  • 11 Reduktion von Self-Injury-Behavior (SIB) durch Einsatz eines Opiat-Antagonisten bei Patienten mit Borderline-Störung oder Autistischer Störung
  • 11.1 Die Wirkweise des Opiat-Antagonisten Naltrexon
  • 11.2 Acht Fallbeispiele aus der Klinik für Forensische Psychiatrie und Psychotherapie in Wiesloch
  • 11.3 Reduktion von SIB durch Naltrexon – sechs Fallbeispiele
  • 11.4 Keine Reduktion von SIB durch Naltrexon – ein Fallbespiel
  • 11.5 Ergebnisse der Behandlerbefragung
  • 11.6 Resümee
  • 12 Die kriminellen Heboiden – Dissozialität bei jugendlichen Schizophrenen
  • 12.1 Einleitung
  • 12.2 Das Konzept der „kriminellen Heboiden“
  • 12.3 Konsequenzen für die Praxis
  • 12.4 Fazit
  • 13 Die Safewards-Interventionen als Beispiel guter psychiatrischer Praxis – auch für den Maßregelvollzug?!
  • 13.1 Hintergrund
  • 13.2 Das Safewards-Modell
  • 13.3 Die Safewards-Interventionen
  • 13.4 Stand der Forschung
  • 13.5 Implementierungserfahrungen
  • 13.6 Fazit
  • 14 „Laufend die Seele stärken“. Lauftherapie als Intervention in den Einrichtungen des LWL
  • 14.1 Definition Lauftherapie
  • 14.2 Elemente der Lauftherapie
  • 14.3 Wirksamkeit der Lauftherapie
  • 14.4 Lauftherapie in den Einrichtungen des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL)
  • 14.5 Lauftherapie im Institut für medizinische Rehabilitation Warstein (IfR)
  • 14.6 Lauftherapie im LWL-Zentrum für Forensische Psychiatrie Lippstadt
  • 14.7 Fazit
  • 15 Die Implementierung evidenzbasierter Praktiken in forensisch-psychiatrischen Versorgungssystemen
  • 15.1 Implementierungswissenschaften
  • 15.2 Evidenzbasierte Praktiken
  • 15.3 Implementierungsmodelle
  • 15.4 Implementierungsstadien
  • 15.5 Kontext
  • 15.6 Mitarbeiter
  • 15.7 Implementierungsstrategien
  • 15.8 Implementierungsergebnisse
  • 15.9 Schlussfolgerungen
  • 16 Arbeiten mit Peers im forensischen Setting – wie wirkt sich die Mitarbeit von Betroffenen auf die Patienten aus?
  • 16.1 Verweildauer und Einweisungen
  • 16.2 Aufgaben der forensisch psychiatrischen Pflegenden
  • 16.3 Secure Recovery
  • 16.4 Peers und ihre Professionalisierung
  • 16.5 Erfahrungen mit Peers
  • 16.6 Zusammenfassung der Studie
  • 16.7 Peermitarbeiter Herr S. – ein Beispiel aus der Praxis
  • 17 Der Fall W. oder „Vom Schlachten eines Menschen aus nicht sexuellen Motiven“
  • 17.1 Der Hilferuf
  • 17.2 Der Tatort
  • 17.3 Der rechtsmedizinische Befund
  • 17.4 Der Täter
  • 17.5 Die erneute sachverständige Beurteilung
  • 18 „False Memories“ – Falsche Erinnerungen an sexuellen Missbrauch. Aussagepsychologische und juristische Perspektiven
  • 18.1 Einleitung
  • 18.2 Grundlagen aussagepsychologischer Begutachtung
  • 18.3 Neuere Erkenntnisse zu False memories: gedächtnispsychologische Studien
  • 19 „EFA“ – Evaluation forensischpsychiatrischer Ambulanzen in Bayern – Ergebnisqualität
  • 19.1 Ambulante forensisch-psychiatrische Nachsorge
  • 19.2 Wissenschaftliche Evaluation
  • 19.3 Ergebnisse
  • 19.4 Diskussion
  • 20 Neue Perspektiven in der Risikoprognostik und im Risikomanagement in der forensisch-psychiatrischen Versorgung
  • 20.1 Hintergrund – die Maßregeln zur Besserung und Sicherung gemäß §§ 63, 64 StGB
  • 20.2 Risikoprognostik und Risikomanagement
  • 20.3 Instrumente zur Risikoprognose
  • 20.4 Ressourcen und protektive Faktoren im Kontext des individuellen Risikomanagements
  • 20.5 Neuropsychologische Profile als Element des Risikomanagements
  • 20.6 Therapieansatz neuronale Plastizität
  • 20.7 Genetische und epigenetische Faktoren als Grundlagen erfolgversprechender Therapieansätze
  • 20.8 Fazit
  • 21 Suchtartige Progredienz der Paraphilie am Beispiel einer Nekrophilie
  • 21.1 Einleitung
  • 21.2 Phänomenologie
  • 21.3 Kasuistik
  • 21.4 Konzept der „süchtigen Entartung“ der Paraphilie
  • 21.5 Überlegungen zu gutachterlichen Aspekten der Schuldfähigkeit
  • 22 Fallverständnis und klärungsorientiertes Vorgehen bei Klienten mit narzisstischen Störungen im forensischen Setting
  • 22.1 Einleitung
  • 22.2 Störungsspezifische Ursachen dysfunktionaler Verhaltensmuster
  • 22.3 Narzisstische Prägungen
  • 22.4 Spezielle Voraussetzungen und Anforderungen im forensischen Setting
  • 22.5 Gezieltes psychotherapeutisches Vorgehen mit narzisstisch geprägten Klienten
  • 22.6 Ziele, Chancen und Grenzen des klärungsorientierten Vorgehens
  • 22.7 Fazit
  • 23 Eine empirische Untersuchung von Schulattentaten und ihre Implikationen für Risikobeurteilung und Interventionsmöglichkeiten bei Gewalt am Arbeitsplatz Schule
  • 23.1 Einleitung
  • 23.2 Methodik der Untersuchung
  • 23.3 Ergebnisse
  • 23.4 Diskussion
  • 23.5 Fazit und Ausblick
  • 24 Prognosefehler vs. Prognoseirrtümer: Empirischer Zusammenhang zwischen der Einhaltung von Mindestanforderungen und der Trefferquote von Prognosegutachten laut BZR?
  • 24.1 Relevanz
  • 24.2 Methodik
  • 24.3 Ergebnisse
  • 24.4 Diskussion
  • 25 „False Memories“ – Falsche Erinnerungenan sexuellen Missbrauch, insbesonderebei lange zurückliegenden Geschehnissen –richterliche Gesichtspunkte
  • 25.1 Der Ausgangsfall
  • 25.2 Wissenschaft – was ist das?
  • 25.3 Wissenschaft und Gericht
  • 25.4 Psychologie und ihre Wissenschaftlichkeit
  • 25.5 Fazit
  • Die Herausgeberin

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