Antisemitismus in Zentraleuropa

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Kai Brodersen (Hg.), Volker Reinhardt (Hg.), Martin Kintzinger (Hg.), Uwe Puschner (Hg.), Antisemitismus in Zentraleuropa (2016), wbg in Herder, Freiburg, ISBN: 9783534718122

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Beschreibung

Werner Bergmann und Ulrich Wyrwa präsentieren eine Geschichte der Judenfeindschaft in Zentraleuropa von ihren religiösen Ursprüngen über die Entstehung des rassistischen Antisemitismus im späten 19. Jahrhundert und dessen Radikalisierung in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts bis hin zum Antizionismus der Gegenwart.

Beschreibung / Abstract

Antisemitismus ist ein aktuelles Problem in Zentraleuropa. Er ist jedoch keine der europäischen Menschheit eingeschriebene Konstante, sondern ein Phänomen, das in einem spezifischen historischen Kontext entstanden ist, als politische Einstellung, soziale Praxis und weltanschauliche Orientierung in Erscheinung trat und sich zur Legitimation auf die Tradition der christlichen Judenfeindschaft berief. Im Zuge der sozioökonomischen Umwälzungen des ‚langen’ 19. Jahrhunderts aufgekommen, war der Antisemitismus am Ende dieses Zeitalters Ausdruck der kulturellen Krise. Er wurde zu einer zivilisationskritischen Sammelbewegung, die den Juden die Schuld an allen gesellschaftlichen Konflikten und Verunsicherungen gab. Der Zusammenbruch des alten Europa durch den Ersten Weltkrieg und die verheerenden moralischen Folgen der Kriegsniederlage riefen eine Radikalisierung des Antisemitismus hervor. Antisemitische Einstellungen gehörten zum Kern der nationalsozialistischen Weltanschauung, und führten während des Zweiten Weltkrieges zum Völkermord an den europäischen Juden. Der Holocaust hatte jedoch keineswegs das Verschwinden des Antisemitismus zur Folge. Er nahm nach 1945 neue Züge an und äußert sich in Form eines Schuldabwehr-Antisemitismus, als Holocaustleugnung oder Antizionismus.

Beschreibung

Walter Demel, geb. 1953, ist Professor für die Geschichte der Frühen Neuzeit an der Universität der Bundeswehr in München.

Kai Brodersen ist Professor für Antike Kultur an der Universität Erfurt und Senior Fellow am Alfried Krupp Wissenschaftskolleg in Greifswald. Er ist Autor zahlreicher Bücher zur Antike bei der wbg und u. a. Herausgeber der Reihe »Geschichte kompakt – Antike«.




Martin Kintzinger ist Professor für Mittelalterliche Geschichte an der Westfälische Wilhelms-Universität Münster.

Susanne Lachenicht, geb. 1971, studierte in Paris und Heidelberg Geschichte und Germanistik und ist seit 2009 Lehrstuhlinhaberin für Geschichte der Frühen Neuzeit in Bayreuth. Sie ist spezialisiert auf die Geschichte Westeuropas und der atlantischen Welt der Frühen Neuzeit, d.h. von 1492 bis zur Französischen Revolution.


Uwe Puschner ist außerplanmäßiger Professor für Neuere Geschichte an der Freien Universität Berlin.

Gideon Botsch, Dr. phil., geb. 1970, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Moses Mendelssohn Zentrum Potsdam im Forschungsschwerpunkt Antisemitismus- und Rechtsextremismusforschung; langjährige Tätigkeit in der historisch-politischen Bildungsarbeit und Gedenkstättenpädagogik; Forschungsinteressen und Veröffentlichungen: Die extreme Rechte in Geschichte und Gegenwart; Rassismus und Antisemitismus; Jüdische Sozialgeschichte; Nationalsozialistische Herrschaft.

Volker Reinhard ist seit 1992 Professor für Allgemeine und Schweizer Geschichte der Neuzeit an der Universität Freiburg. Seine Expertise der italienischen Renaissance durchdringt seine Publikationen: von »Leonardo da Vinci. Das Auge der Welt« (2019) bis zu »Blutiger Karneval. Der Sacco di Roma 1527« (2. Aufl. 2009). Für seine Machiavelli-Biografie erhielt er den »Golo-Mann-Preis für Geschichtsschreibung«.

Reiner Marcowitz, geb. 1960, ist nach Lehrtätigkeit in Dresden seit 2007 Professor für deutsche Geschichte an der Universität Metz.




Thomas Freiberger lehrt Neueste Geschichte an der Universität Bonn. Seine Forschungsschwerpunkte sind die Geschichte der amerikanischen Außenpolitik und der internationalen Beziehungen im Kalten Krieg, die Geschichte der NATO und die Geschichte der europäischen Integration.



Frank Lorenz Müller, geb. 1970, studierte in Berlin und Oxford Geschichte und Englisch. Promotion 1999; seit 2002 ist er Lecturer für Neuere Geschichte an der Universität St. Andrews /Schottland. Veröffentlichungen (u.a.): Britain and the German Question. Perceptions of Nationalism and Political Reform 1830–1863 (2000).

Angelika Schaser, geb. 1956, studierte Geschichte, Geographie und Bibliothekswissenschaft in München und Berlin. Sie ist seit 2001 Professorin für Neuere Geschichte an der Universität Hamburg. Eines ihrer Spezialgebiet ist die Frauen- und Geschlechtergeschichte.




Magnus Brechtken, geb. 1964, ist Associate Professor & Reader an der University of Nottingham. Zahlreiche Veröffentlichungen zum 'Dritten Reich' und zur internationalen Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts.

Jürgen Elvert ist Professor für Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts und für Didaktik der Geschichte an der Universität Köln und einer der besten deutschen Spezialisten zur Geschichte der europäischen Integration.




Winfrid Halder, geb. 1962, studierte Geschichte und Politikwissenschaft in München und Freiburg i. Br. Promotion 1992, Habilitation 1999, 1993-2003 Wissenschaftlicher Assistent/Oberassistent TU Dresden, 2003-2005 Professur-Vertretung Wirtschafts- und Sozialgeschichte TU Dresden, 2002-2006 Lehrbeauftragter Neuere und Neueste Geschichte HTWK Leipzig, seit 2006 Direktor Stiftung Gerhart-Hauptmann-Haus Düsseldorf, seit 2008 Privatdozent Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf.




Dieter Ziegler, geb. 1956, ist Professor für Wirtschafts- und Unternehmensgeschichte an der Ruhruniversität Bochum.

Johannes Hürter, geb. 1963 in Hamburg, ist seit August 1998 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Zeitgeschichte in München (IfZ), zugleich seit 2006 Privatdozent und seit 2014 apl. Professor für Neueste Geschichte an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz.


Bernd Schneidmüller ist Professor für Mittelalterliche Geschichte an der Universität Heidelberg.

Julia Angster, geb. 1968, studierte Neuere und Neuste Geschichte sowie Politikwissenschaft in Tübingen und Oxford. Nach Lehrstuhlvertretungen in Marburg, Berlin und Mannheim war sie von 2010-2012 Professorin für Geschichte Großbritanniens und Nordamerika an der Universität Kassel. Seit 2012 ist sie Inhaberin des Lehrstuhls für Neuere und Neueste Geschichte
an der Universität Mannheim.

Siegfried Weichlein, geb, 1960, ist seit 2006 Professor für Europäische und Schweizerische Zeitgeschichte an der Universität Fribourg.



Stefan Weinfurter, geb. 1945, ist Professor für Mittelalterliche Geschichte an der Universität Heidelberg.

Andreas Reinke, geb. 1957, ist wissenschaftlicher Mitarbeiter des Instituts für Geschichte an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg.

Gunilla Budde, geb. 1960, ist Professorin für deutsche und europäische Geschichte des 19. und 20. Jahrhundert an der Universität Oldenburg.

Madeleine Herren ist Professorin für Neuere Geschichte an der Universität Heidelberg. Sie ist anerkannte Spezialistin für den Internationalismus und die Internationalisierung im 19. und 20. Jahrhundert.

Michael Mann, geb. 1959, Studium der Geschichte Südasiens, Germanistik und Indologie an der Universität Heidelberg, seit 2010 Professor für Kultur und Gesellschaft Südasiens an der Humboldt-Universität zu Berlin.

Horst Junginger studierte Religionswissenschaft, Geschichte und Arabistik/Islamwissenschaften. 1997 wurde er promoviert mit einer Arbeit über die Geschichte des Faches Religionswissenschaft an der Universität Tübingen. Junginger war Stipendiat des Jerusalemer International Center for the Study of Antisemitism und Research Fellow der Universität Uppsala. Er lehrte unter anderem in Tübingen, München und, aktuell, in Leipzig. Seine Forschungsschwerpunkte sind Religionskritik, Wissenschafts- und Religionsgeschichte, Antisemitismusforschung und Neue religiöse Bewegungen.

Anita Prettenthaler-Ziegerhofer, geb. 1965, ist a.o. Professorin für österreichische Rechtsgeschichte und europäische Rechtsentwicklung an der Universität Graz.

Wolfgang Kruse, geb. 1957, ist Apl. Professor an der Fern-Universität Hagen. Er hat zahlreiche Veröffentlichungen vorgelegt, einschlägig v.a. zur Französischen Revolution, zum modernen Militarismus und zum Ersten Weltkrieg.

Franz Mauelshagen studierte Geschichte, Philosophie, Germanistik und Rechtswissenschaft in Bonn und promovierte 2000 in Zürich, wo er von 2003 bis 2008 lehrte. 2008 kehrte er nach Deutschland zurück als Koordinator des Forschungsschwerpunktes KlimaKultur am Kulturwissenschaftlichen Institut (KWI) in Essen. Aktuell ist er Senior Fellow am Institute for Advanced Sustainability Studies Potsdam (IASS). Seine Arbeit widmet sich dem Anthropozän und den Implikationen dieser Idee für die Globalgeschichte, für die globale Umweltgeschichte und unser Verständnis der Moderne und ihren Ort in der Geschichte großer Transformationen.




Hans-Werner Niemann, geb. 1950 ist Professor für europäische Wirtschafts- und Sozialgeschichte vom Mittelalter bis ins 20. Jahrhundert an der Universität Osnabrück.

Stefan Rinke, geb. 1965, lehrt seit 2005 als Professor für Geschichte Lateinamerikas am Lateinamerika-Institut und am Friedrich-Meinecke-Institut der Freien Universität Berlin. Er gilt als ausgewiesener Kenner der Geschichte des amerikanischen Kontinents.

Nicole Prisching, geb. 1973, studierte katholische Theologie und Neuere Geschichte, habilitierte sich mit einer Arbeit zu Sklaverei und Loskauf im Kirchenstaat des 16. - 18. Jahrhunderts und ist seit 2012 Professorin für Kirchengeschichte und Religionsgeschichte an der Universität Paderborn.

Peter E. Fäßler ist Professor für Neueste Geschichte an der Universität Paderborn mit den Forschungsschwerpunkten Globalisierung, Wirtschafts- und Umweltgeschichte.

Marcel Boldorf wurde 1996 an der Universität Mannheim promoviert und 2003 am selben Ort habilitiert. Nach Stationen in Bochum, Saarbrücken, München, an der Humboldt-Universität, Frankfurt (Oder) und Köln hat er aktuell eine
Professur für Deutsche Geschichte und Kultur an der Universität Lyon 2 Lumière in Frankreich inne.

Inhaltsverzeichnis

  • Front Cover
  • Titel
  • Impressum
  • Inhaltsverzeichnis
  • I. Einleitung. Zum Begriff Antisemitismus
  • 1. Definitionsversuche
  • 2. Antisemitismus und christlich-religiöse Judenfeindschaft
  • 3. Antisemitismus und Rassismus
  • 4. Antisemitismus und jüdische Geschichte
  • 5. Der historische Ort der Entstehung des Antisemitismus
  • 6. Zum Begriff Antisemitismus
  • II. Die Vorgeschichte: Der christliche Antijudaismus
  • 1. Christliche Judenfeindschaft in der Antike
  • 2. Christentum als Staatsreligion
  • 3. Die Christianisierung Europas und neue Motive der Judenfeindschaft
  • 4. Judenfeindschaft und Reformation
  • 5. Konfessionalisierung der christlichen Judenfeindschaft
  • 6. Die Brücke zum Antisemitismus
  • III. Judenfeindschaft im Zeitalter der Emanzipation (1781–1878)
  • 1. Gesellschaftlicher Umbruch und kulturelle Neubestimmung
  • 2. Judenfeindschaft in der Zeit der Französischen Revolution
  • 3. Erste Emanzipationsgesetze und ihre Gegner
  • 4. Judenfeindschaft auf dem Wiener Kongress
  • 5. Neue Leitbilder und der Ausschluss der Juden
  • 6. ,Hep-Hep‘ oder Gewalt gegen Juden
  • 7. Politischer Aufbruch und die Durchsetzung des Liberalismus
  • 8. Gewalt gegen Juden in der Revolution von 1848
  • 9. Judenfeindschaft in der Defensive?
  • IV. Die Entstehung des Antisemitismus als soziale und politische Bewegung (1879–1914)
  • 1. Der politische Klimawandel und die soziale Frage
  • 2. Das Jahr 1879
  • 3. Antisemitismus als soziale Bewegung
  • 4. Antisemitismus als politische Bewegung
  • 5. Antisemitismus im Alltag
  • 6. Jüdische Abwehr
  • V. Der Erste Weltkrieg: Ein Wendepunkt des Antisemitismus
  • 1. Der brüchige „Burgfrieden"
  • 2. Die Abwehrhaltung gegenüber Juden in der Schweiz
  • VI. Die Radikalisierung des Antisemitismus in der Zwischenkriegszeit (1918–1933/38)
  • 1. Der antisemitische Kampf gegen die „Judenrepubliken" (1918–1923)
  • 2. Die Haltung der politischen Parteien zur „Judenfrage"
  • 3. Antisemitismus in den „ruhigen Jahren" (1924–1928/34)
  • 4. Antisemitismus in der Endphase der Weimarer Republik
  • 5. Die Zeit des Austrofaschismus
  • 6. Antisemitische Fremdenabwehr: Die Zwischenkriegszeit in der Schweiz
  • VII. Staatlicher Antisemitismus (1933/1938–1945)
  • 1. Im „Dritten Reich". Die Ausgliederung der Juden aus der „Volksgemeinschaft" (1933–1939)
  • 2. Gewalt und Ausplünderung nach dem „Anschluss" Österreichs
  • 3. Antisemitismus im „Großdeutschen Reich": Verfolgung und Vernichtung
  • 4. Die ambivalente Haltung der Schweiz im Zweiten Weltkrieg
  • VIII. Antisemitismus nach dem Holocaust
  • 1. Antisemitismus in den beiden deutschen Staaten: Die Westzonen und die SBZ (1945–1949)
  • 2. Die Staatsgründungsphase (1949–1953) – ein Wiederaufleben des Ressentiments
  • 3. Zwischen latentem und manifestem Antisemitismus
  • 4. Das vereinigte Deutschland
  • 5. Antisemitismus in Österreich: „Austria Ges.m.b.H."
  • 6. Die spezifisch „schweizerische Art des Antisemitismus"
  • 7. ,Neuer‘ Antisemitismus in Zentraleuropa?
  • Auswahlbibliographie
  • Personenregister
  • Back Cover

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