Die Möglichkeit der Normen

Über eine Praxis jenseits von Moralität und Kausalität

Christoph Möllers

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Christoph Möllers, Die Möglichkeit der Normen (2015), Suhrkamp Verlag, Berlin, ISBN: 9783518738870

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Accesses

Beschreibung / Abstract

Wenn wir von Normen sprechen, denken wir zumeist an Vorschriften, die unser Leben regeln – die uns sagen, was wir tun sollen oder was wir nicht tun dürfen. Normen, so könnte man meinen, verlangen stets bestimmte Handlungen oder Unterlassungen und erfordern eine moralische Rechtfertigung. Aber stimmt das überhaupt? Lässt sich damit das Gemeinsame all jener sozialen Praktiken, die wir als normativ bezeichnen möchten, erfassen?
Christoph Möllers bestreitet das und behauptet, dass unser Umgang mit Normen an falschen Erwartungen leidet. Wir überfordern, so seine These, die Praxis des Normativen mit moralischen Ansprüchen und mit Hoffnungen auf Wirksamkeit. Beides verfehlt sie, denn die meisten Normen, denen wir begegnen, sind weder moralisch überzeugend gerechtfertigt, noch haben sie eindeutige Wirkungen. Dies ist kein Zufall, ja, es ist noch nicht einmal ein Problem, denn Normen erfüllen einen anderen Zweck: Indem sie eine bestimmte Möglichkeit des Weltverlaufs kennzeichnen und mit einer Bewertung versehen, erlauben sie es uns, inmitten einer Praxis zu ebendieser Praxis auf Abstand zu gehen und Alternativen zu ihr gegenwärtig zu halten. Dies funktioniert aber nur, wenn Normen eine distanzierende Spannung zur Welt aufbauen und auf Dauer stellen können. Ihre eigene Übertretung zuzulassen, so ein Ergebnis dieses Buches, ist deshalb nicht die geringste Aufgabe von Normen.

Beschreibung

<p>Christoph Möllers, geboren 1969, lehrt Öffentliches Recht und Rechtsphilosophie an der Humboldt-Universität zu Berlin.</p>

Inhaltsverzeichnis

  • [Cover]
  • [Informationen zum Buch/Autor]
  • [Titel]
  • [Impressum]
  • Inhalt
  • Einleitung: Über Normen - nicht weniger, nicht mehr
  • I Probleme
  • 1 Gute Gründe? Defizite philosophischer Normativitätskonzepte
  • Normindividualismus: Normen als Handlungsgründe
  • Normrationalismus: Normen als Verstandesleistung
  • Normplatonismus: Normen im »Reich der Gründe«
  • Pannormativismus: Zur Normativität beschreibender Aussagen
  • Normmoralisierung: Moralische Normen als Vorbild der Normtheorie?
  • 2 Begriffliche Hypotheken empirischer Forschung
  • Nach Kant: Rationalisierung des Normativen durch Verallgemeinerbarkeit
  • Nach Hume: Präferenzen oder die Empirisierung des Normativen
  • Nach Foucault: Macht oder die Absorption des Normativen
  • Normen in der Welt: Moralischer Realismus
  • Zwischenbetrachtung: Falsche Alternativenpaare zur Beschreibung von Normen
  • II Begriffe
  • 3 Die Möglichkeit der Normen: ein begriffliches Modell
  • Einführung
  • Element 1: Möglichkeit
  • Element 2: Realisierungsmarker
  • Sanktionen
  • Normative Ordnung, Norm und Normanwendung
  • Normen und Fakten
  • Zwischenbetrachtung: Fällt Kunstästhetik in die Sphäre des Normativen?
  • 4 Die Wirklichkeit der Normen: Operationsbedingungen des Normativen
  • Formalisierung, Autorisierung und Verschriftlichung
  • Zeit
  • Raum
  • Von der normativen Haltung zur normativen Ordnung - und zurück
  • III Erträge
  • 5 Bedeutung und Funktion sozialer Normen
  • Ethische Implikationen?
  • Begriffliche Unterscheidungen
  • Heterogenität und Hierarchie in normativen Ordnungen
  • Gesellschaftliche Integration durch Normen?
  • Realität, Idealität und Wirkung von Normen
  • Norm - Form - Freiheit
  • Dogmatik: Zur Rehabilitierung lokaler Normativität
  • 6 Perspektiven der Forschung
  • Empirie
  • Normen jenseits von funktionaler Differenzierung und Autonomie
  • Das Historismusproblem und das Projekt einer Theoriekomparatistik
  • Übernormativierung und Unternormativierung - zwei Ausblicke zum Gelingen von Normativität
  • Danksagung
  • Sachregister
  • Ausführliches Inhaltsverzeichnis

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