Salafismus als Jugendkultur

Ahmet Toprak und Gerrit Weitzel

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Ahmet Toprak, Gerrit Weitzel, Salafismus als Jugendkultur (2015), Beltz Juventa, 69469 Weinheim, ISSN: 0012-0332, 2015 #08, S.295

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Accesses

Beschreibung / Abstract

Ein erheblicher Teil von ihnen gehört nämlich zum Rekrutierungspotenzial des radikalen Salafismus, der zur Zeit in fast allen europäischen Staaten Zulauf hat und mit dem eine intensive Auseinandersetzung geführt werden muss. Ahmet Toprak und Gerrit Weitzel tragen mit ihrem Beitrag dazu bei, das Phänomen des Salafismus besser zu verstehen. Sie wollen dessen Problematik und Gefährlichkeit nicht relativieren, wenn sie ihn - auch - als eine Jugendkultur beschreiben, die nahe an den Bedürfnissen eines Teils der jungen Muslime agiert. Im Zentrum des Beitrags steht die Frage: Warum finden immer mehr Jugendliche und junge Erwachsene in Deutschland den Salafismus attraktiv, obwohl seine Ansichten sehr radikal sind, er auf eine Rekonstruktion vormoderner Lebensweisen aus ist und im Grunde all das verbietet, was junge Menschen unter Spaß verstehen? Die Autoren stellen fest, dass die salafistische Botschaft angesichts von Diskriminierungserfahrungen migrantischen Jugendlichen Identität und Zusammengehörigkeit offeriert, dass sie in einer schwierigen Orientierungsphase von Jugendlichen einfache Antworten auf komplexe Fragen gibt, dass sie Identifikation mit einer strukturierten Lebensweise und Lebensplanung offeriert und dem Individuum die Last abnimmt, eine Identität selbst entwickeln zu müssen. In den salafistischen Gemeinschaften haben Mädchen und Jungen ganz klare, vordefinierte, längst überwunden geglaubte Geschlechterrollen zu erfüllen. Weil sie damit zugleich in provokanter Weise zwei zentralen Errungenschaften der deutschen Gesellschaft und des progressiven muslimischen Milieus widersprechen, nämlich einer aufgeklärten Zivilisation und emanzipierten Geschlechterbildern, können sie sich als auffällige Gegenkultur stilisieren.

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