Mythos Jugendbewegung

Ein Aufklärungsversuch

Christian Niemeyer

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Christian Niemeyer, Mythos Jugendbewegung (2015), Beltz Verlagsgruppe, 69 469 Weinheim, ISBN: 9783779942054

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Beschreibung

Christian Niemeyer, Jg. 1952, Dr. phil., Dipl.-Päd., Dipl.-Psych., ist Professor für Sozialpädagogik i.R. mit dem Schwerpunkt Erziehung und Bildung und Erziehung in früher Kindheit und Herausgeber der Zeitschrift für Sozialpädagogik.

Beschreibung / Abstract

Wie verhält es sich eigentlich mit der These, es sei der deutschen Jugendbewegung primär um Selbsterziehung gegangen und sekundär um Sozialpädagogik? Wieviel Nietzsche war drin? Und wieviel Hitler? Oder steckte in dieser alten Flasche gar schon der Geist der 68er? Spannende Fragen – für ein spannendes Buch.

Die zugrundeliegende These des Buches ist einfach: Die mit dem Wandervogel anhebende und mit der Hitlerjugend einen fatalen Höhepunkt erreichende deutsche Jugendbewegung hat, als ganze und aufs Ganze gesehen, leider den Lernprozess nicht nachvollzogen, der sich bei Friedrich Nietzsche zwischen seinem 27. und 34. Lebensjahr (1872–1879) ereignet hat. Dieser Lernprozess lässt sich vom Ergebnis her als Wandel vom völkischen Denken (à la Richard Wagner) hin zum eigenen, kosmopolitischen Ansatz beschreiben und gelangt in Nietzsches – gegen Wagner gerichteter – Losung (von 1879) zum Ausdruck: „Gut deutsch sein heisst sich entdeutschen.“ Dass diese Losung nicht auch die der Jugendbewegung wurde – wie in der Linie der Meißnerformel vom Oktober 1913 hätte naheliegen können –, macht das zentrale Dilemma der Jugendbewegung aus und erklärt den Titel des Buches. Er soll zum Ausdruck bringen, dass die Jugendbewegten es offenbar vorgezogen haben und bis zum heutigen Tag vorziehen, lieber Mythos zu sein als gar nicht zu sein.

Inhaltsverzeichnis

  • BEGINN
  • Inhalt
  • Einleitung
  • Kapitel 1 100 Jahre Wandervogel – ein Grund zur Freude?
  • 1. Die These des Mainstream
  • 2. Von der Ursprungsidee des Wandervogel
  • 3. Einige Wandervögel – und ihre Verführer
  • 4. Der ‚Hohe Meißner†˜ – ein grandioser Mythos?
  • 5. Eine Pädagogik wider das Vergessen – und ihre Hemmnisse
  • 6. Von der Sozialpädagogisierung der Jugendbewegung,Teil II
  • Fazit
  • Kapitel 2 100 Jahre Meißnerformel – ein Grund zur Freude?
  • 1. Die Erfolgsgeschichte der Meißnerformel
  • 2. Die Verfallsgeschichte der Meißnerformel
  • Fazit und Ausblick
  • Kapitel 3 Jugendbewegung und Antisemitismus
  • 1. Zum Forschungsstand
  • 2. Zur Eskalation des Streits um die ‚Judenfrage†˜ im Ersten Weltkrieg
  • 2.2 Erste Anzeichen von Antisemitismus
  • 2.3 Zu den Hintergründen
  • 2.4 Eskalation der Debatte
  • 2.5 Ausblick
  • Kapitel 4 Nietzsche im Schrifttum der deutschen Jugendbewegung?
  • 1. Nietzsche in Der Wanderer (1907/1908-1916/17)
  • 2. Nietzsche in der Wandervogelführerzeitung (1912/13-1920)
  • 3. Nietzsche in Der Weiße Ritter (1918/19-1927)
  • Kapitel 5 Nietzsche als Jugendverführer
  • 1. Der Diskurs bis 1900: Gefährdungslage
  • 2. Die Debatte bis 1914: Pädagogisierungsoffensive
  • Kapitel 6 „Plündernde Soldaten“
  • 1. Nietzsches Weg vom „Jugendverführer“ zum„Erzieher der Deutschen“
  • 2. Die Geburt Nietzsches als eines Kriegsphilosophen aus dem Geist seiner Schwester
  • 3. Zur Neuakzentuierung des pädagogischen Nietzschebildes infolge der Kriegserfahrung
  • Kapitel 7„Macht Platz, ihr Alten!“
  • 1. Diagnose
  • 2. Therapie
  • Kapitel 8 Die Jugendbewegung als „geistige Energie“ der Sozialen Arbeit?
  • 1. Die These
  • 2. Ihre Resonanz
  • 3. Die kritische Überprüfung
  • Kapitel 9 Mythos Sozialpädagogik?
  • 1. Die Stunde Null, sozialpädagogisch geredet: 1954
  • 2. Die Stunde Null, vergangenheitsbewältigungstechnischgesprochen: 1962
  • 3. Der Mythos Sozialpädagogik à  la Theodor Wilhelm
  • 4. Das ‚sozialpädagogische Jahrzehnt†˜ à  la Klaus Mollenhauer
  • 5. „High Noon“, mit Theodor Wilhelm (als John Wayne)
  • Kapitel 10 Die 68er im Urteil von Jugendbewegungsveteranen
  • 1. Eine Art warming up: Götz Aly. Oder: Über ‚Hassprediger†˜ der (auf die) Studentenbewegung
  • 2. Eine These – und fünf ‚Todesfälle†˜ derselben
  • 3. Verbleibende Irritationen
  • Literatur

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