Ganz normale Organisationen

Zur Soziologie des Holocaust

Stefan Kühl

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Stefan Kühl, Ganz normale Organisationen (2014), Suhrkamp Verlag, Berlin, ISBN: 9783518738795

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Beschreibung / Abstract

Warum waren während der Zeit des Nationalsozialismus so viele Deutsche bereit, sich an der Vernichtung der europäischen Juden aktiv zu beteiligen? Stefan Kühl behauptet: Es war die Einbindung in Organisationen des NS-Staats, die diese Menschen dazu gebracht hat, sich an Deportationen und Massenerschießungen zu beteiligen – und zwar unabhängig von den ganz unterschiedlichen Motiven, die sie ursprünglich zum Eintritt in diese Organisationen bewogen haben. Kühl belegt diese These unter Einbeziehung der einschlägigen geschichtswissenschaftlichen und sozialpsychologischen Forschung, aber mit dem theoretischen Instrumentarium der Soziologie. Er zeigt damit auch, was diese wissenschaftliche Disziplin mit Blick auf das Thema zu leisten vermag.

Beschreibung

<p>Stefan Kühl ist Professor für Soziologie an der Universität Bielefeld.</p>

Inhaltsverzeichnis

  • [Cover]
  • [Informationen zum Buch / zum Autor]
  • [Impressum]
  • Inhalt
  • Einleitung
  • Jenseits der Kontroverse zwischen »ganz normalenMännern« und »ganz normalen Deutschen«
  • Ansätze einer soziologischen Erklärungdes Holocaust
  • Die Durchführung des Holocaust mittelsstaatlicher Gewaltorganisationen
  • Jenseits des Bildes von Organisationen als Maschinen
  • Weder Strukturalismus noch Voluntarismus
  • Die Zumutungeneiner Soziologie des Holocaust
  • Zur Terminologie einer Soziologie des Holocaust
  • 1. Jenseits der »ganz normalen Männer« und »ganz normalen Deutschen«
  • 1.1 Das Versagen der einfachen Antworten
  • 1.2 Von der Motivsuche zur Motivdarstellung
  • 1.3 Zur Motivation von Organisationsmitgliedern
  • 2. Zweckidentifikation
  • 2.1. Die Ausbildung einer antisemitischen Konsensfiktion
  • 2.2. Die Funktion von weltanschaulichen Schulungen bei der Absicherung einer antisemitischen Konsensfiktion
  • 2.3. Von der »teilnahmslosen Akzeptanz« zur »aktiven Teilnahme«
  • 3. Zwang
  • 3.1. Zwangsrekrutierung und die Verhinderung des Exits
  • 3.2 Das Vermeiden der Mitgliedschaftsfrage in Zwangsorganisationen
  • 3.3. Die Grenzen der Freiräume
  • 3.4. Die Freiheit im Zwang
  • 4. Kameradschaft
  • 4.1. Der Druck der Kameradschaft und die Ausbildung informaler Normen
  • 4.2. Ebenen der Ausbildung von Kameradschaft
  • 4.3. Wie werden kameradschaftliche Normen durchgesetzt?
  • 4.4. Die Mobilisierung von Kameradschaft durch das Einräumen von Freiheit
  • 5. Geld
  • 5.1. Die Funktion der regulären Entlohnung der Bataillonsangehörigen
  • 5.2. Die legalisierte Bereicherung an der Enteignung der jüdischen Bevölkerung
  • 5.3. Bereicherung jenseits der offiziellen Entlohnungs- und Belohnungsformen
  • 5.4. Die Funktionalität der Unterschlagung
  • 6. Handlungsattraktivität
  • 6.1. Tötungshemmungen und organisationale Strategien zu ihrer Überwindung
  • 6.2. Zur Produktion von Motiven: Die Entmenschlichung der Opfer
  • 6.3. Zu einer Organisationskultur der Brutalität
  • 7. Generalisierung von Motiven
  • 7.1. Die unterschiedlichen Darstellungsmöglichkeiten von persönlichem Engagement
  • 7.2. Das Management der Selbstdarstellung
  • 7.3. Die Trennung von Zwecken und Motiven
  • 8. Von Tötern zu Tätern
  • 8.1. Zur Legalisierung staatlicher Gewaltanwendung
  • 8.2. Gewaltanwendungen in den Grauzonen der Legalität
  • 8.3. Die Umstellung der Rechtsauffassung im Nationalsozialismus
  • 8.4. Das Erleichtern des Tötens durch dessen Legalisierung
  • 9. Normalität und Anomalität von Organisationen
  • 9.1. Jenseits der Vorstellung von »anormalen Organisationen«
  • 9.2. Die Ausweitung von Indifferenzzonen in Organisationen
  • 9.3. Organisationen begreifen – Schlussfolgerungen
  • Anhang: Zum soziologischen Zugang und zur empirischen Basis
  • Propagandaschriften
  • Kriegstagebücher
  • Gesetze, Verordnungen, Richtlinien und Vorschriften
  • Tagesbefehle
  • Akten
  • Feldpostbriefe und Tagebücher
  • Aussagen vor Polizei und Staatsanwaltschaft sowie vor Gericht
  • Zeitungsartikel
  • Fotografien
  • Zeitgenössische Berichte von Opfern
  • Interviews mit Opfern
  • Interviews mit Angehörigen des Polizeibataillons
  • Archive
  • Literaturverzeichnis
  • Sachregister

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