Der Nationalsozialismus und die Antike

Johann Chapoutot

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Johann Chapoutot, Der Nationalsozialismus und die Antike (2014), WBG, Darmstadt, ISBN: 9783805348539

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Accesses

Beschreibung / Abstract

»Wir haben keine Vergangenheit«, räsonierte Hitler über die verzweifelten Versuche der SS-Archäologen, die in den Wäldern Germaniens nach den Vorfahren der Deutschen gruben und lediglich Scherben zu Tage förderten. Die Vergangenheit einer Rasse, so Hitler, auf welche die Deutschen stolz sein könnten, befand sich deshalb in Griechenland und in Rom. Die Inszenierung dieser erlogenen Abstammung breitete sich folgerichtig im öffentlichen Raum aus: in der neo-römischen Architektur, in der neo-griechischen Nacktheit in Kunst und Sport, in den Feldzeichen und Standarten der Aufmärsche oder in der antikisierenden, pathetischen Ästhetik der Parteitage. Was eignete sich besser als Sparta, um einen neuen Menschen zu schaffen? Welches Beispiel konnte besser sein als Rom, um ein Imperium, ein Weltreich aufzubauen? Die bahnbrechende Darstellung von Johann Chapoutot belegt akribisch anhand zahlreicher Beispiele die totalitäre Instrumentalisierung der Antike für ein verbrecherisches Weltbild.

Beschreibung

Hitler forcierte einen Geschichtsmythos, nach dem Griechen, Römer und Germanen geeint seien in einem »tausendjährigen Kampf«. Von der neo-römischen Architektur bis zur antikisierenden Ästhetik der Parteitage belegt Johann Chapoutot akribisch die totalitäre Instrumentalisierung der Antike für ein verbrecherisches Weltbild.

Beschreibung

Univ.-Prof. Dr. Johann Chapoutot, geb. 1978, studierte Geschichte, Germanistik und Jura in Paris und Berlin und promovierte an der Université Paris I Panthéon Sorbonne und der TU Berlin. Er ist seit 2016 Professor an der Universität Paris-Sorbonne. Chapoutot ist Zeithistoriker und forscht multidisziplinär auf dem Gebiet der politischen und kulturellen Geschichte, mit Schwerpunkt Deutschland und europäischer Moderne. 2015 erhielt er für sein Buch †ºDas gesetz des Blutes†¹ den †ºYad Vashem Book Prize for Holocaust Studies†¹.

Inhaltsverzeichnis

  • Front Cover
  • Titel
  • Impressum
  • Inhalt
  • Vorwort
  • Einleitung
  • Erster Teil: Die Annexion der Antike
  • I. Der Ursprungsdiskurs: Ex septentrione lux
  • II. Ein nordischer Mittelmeerraum: Griechenland, Rom und der Norden – Familienbande
  • III. Mens sana: Altertum, humanistische Studien und Deutsche Jugend
  • Zweiter Teil: Die Nachahmung der Antike
  • I. Das Corpus sanum des neuen Menschen – Vom Stein zum Fleisch: Ästhetik und Eugenik des arischen Körpers
  • II. Rassistischer Staat und ganzheitliche Gesellschaft : Platon als Philosophen-Herrscher oder: Das „Dritte Reich“ als zweites Sparta
  • III. Vom Imperium zum Reich: Lehren aus römischer Hegemonie und antiker Kolonisierung
  • Dritter Teil: Nachhall der Antike
  • I. Geschichte als Rassenkampf: Der Gegensatz Orient/Okzident in der Antike
  • II. Volkstod, Rasseselbstmord: Vom Sterben der Kulturen
  • III. Choreographie des Untergangs: Ästhetizismus, Nihilismus und Katastrophenszenario
  • Allgemeine Schlussbetrachtung
  • Anmerkungen
  • Bibliographie
  • Literatur
  • Quellen
  • Bundesarchiv Berlin-Lichterfelde (BABL)
  • Namensregister
  • Back Cover

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