Ironie im Mittelalter

Hermeneutik - Dichtung - Politik

Gerd Althoff und Christel Meier-Staubach

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Gerd Althoff, Christel Meier-Staubach, Ironie im Mittelalter (2012), WBG, Darmstadt, ISBN: 9783534725076

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Beschreibung

Ironie war ein wichtiges Mittel, in Auseinandersetzungen zu obsiegen. Sie konnte Provokationen besänftigen, den Gegner demütigen, oder unangreifbare Souveränität demonstrieren. Erstmals rekonstruieren die Autoren diesen verschütteten Aspekt mittelalterlicher Mentalität, und geben eine Vielzahl an Beispielen derb-witziger oder beißend ironischer Kommunikation aus allen Gattungen mittelalterlicher Schriftlichkeit.

Beschreibung / Abstract

Ob das Mittelalter zur Ironie fähig war, wurde zwar bislang vielfach bezweifelt, lässt sich aber mit einer Fülle eindrucksvoller Belege nachweisen. In interdisziplinärem Ansatz rekonstruie¬ren die Autoren die dem Mittelalter aus der antiken Rhetorik und Hermeneutik bekannten Ironiekonzepte und die vielfältige praktische Verwendung der Ironie in der politischen Interaktion und der Literatur dieser Epoche. Erstmals sind Bereiche wie Bibelkommentierung und Geschichts¬schreibung in ihrem erstaunlichen Ironiepotential erschlossen: Aus den historiographischen Quellen werden Beispiele von Ironie in den Konflikten einer rang- und ehrbewussten Gesellschaft ermittelt und als Reflexe mündlicher Kommunikation diskutiert. Raffinierte Strategien der Ironieverwendung zeigen sich in einer Reihe von ironieaffinen literarischen Gattungen wie Satire, Invektive, Tierepos oder Fazetie.

Beschreibung

Gerd Althoff, geb. 1943, ist Professor für mittelalterliche Geschichte an der Universität Münster. Bei der WBG erschienen von ihm unter anderem die Biographie „Otto III.“ (1996), „Die Macht der Rituale. Symbolik und Herrschaft im Mittelalter“ (2003) sowie zuletzt die Biographie „Heinrich IV.“ (²2008).Christel Meier, geb. 1942, ist Professorin für Lateinische Philologie des Mittelalters und der Neuzeit an der Universität Münster. Sie hat unter anderem Beiträge zur mittelalterlichen Literaturtheorie und Mystik sowie zur Enzyklopädik und zum Drama des Mittelalters und der Frühen Neuzeit publiziert.

Inhaltsverzeichnis

  • Cover
  • Inhaltsverzeichnis
  • Vorwort
  • I. Einleitung
  • 1. Zum Thema
  • 2. Zum Forschungsstand
  • 3. Zum Plan der Untersuchung
  • II. Ironie in der rhetorischen und ethischen Theorie – Antikenrezeption
  • 1. Die Ironie in der rhetorischen Tradition des Mittelalters: ein Überblick
  • 2. Die Rezeption der Ironiebestimmung aus der †˜Nikomachischen Ethik†™ bei Thomas von Aquin: Ironie als Sünde
  • III. Ironiemarkierung in der Kommentarliteratur
  • 1. Kommentierung der Dichter
  • 2. Sokratische Ironie in der Kommentierung: Wilhelm von Conches
  • 3. Kommentierung der Bibel
  • IV. Ironien der Heilsgeschichte
  • 1. Der Engelsturz
  • 2. Der Sündenfall Adams (des Menschen)
  • 3. Die Ironien der Passion
  • 4. Der heilsgeschichtliche Umschlag von Ironie in Ernst
  • 5. Ironien der Endzeit
  • 6. Ironie gegenüber dem Bibelexegeten
  • 7. Resümee
  • V. Ironie in mündlicher Kommunikation: Zeugnisse der Historiographie
  • 1. Rahmenbedingungen und Spielregeln mündlicher Kommunikation im Mittelalter
  • 2. Ironie unter Gleichrangigen
  • 3. Ironie gegenüber Höherrangigen
  • 4. Zusammenfassung
  • VI. Autorironie: Ironie in Erzählungen und Wertungen der Historiographen
  • 1. Beißende Ironie
  • 2. Wohlwollende Ironie
  • VII. Ironie in Briefen
  • 1. Ironie in Briefen der Zeit des Investiturstreits
  • 2. Ironische Brieftraktate des 11. Jahrhunderts
  • VIII. Ironie im Kloster
  • 1. Zum Verhältnis des Mönchtums zu Reden und Lachen
  • 2. Monastische Kommunikation: das Beispiel Notkers von St. Gallen
  • 3. Monastische Kommunikation: das Beispiel Ekkehards IV. von St. Gallen
  • 4. Ironie über kriegführende Mönche: die Satire Adalberos von Laon
  • IX. Ironieaffine Gattungen
  • 1. Satire und Invektive: Lob als Tadel
  • 2. Das Tierepos: ironisches Heldentum
  • 3. Ironische Kleinformen in der Lyrik und Epigrammatik: Grabinschriften, Vagantendichtung und andere Ironikertexte
  • X. Die Ironie in Gattungstransformationen und -experimenten des 15. und frühen 16. Jahrhunderts
  • 1. Die Fazetie
  • 2. Die Invektive als ironisches Drama: Pirckheimers †˜Eckius dedolatus†™
  • 3. Enkomion und Dialog in ironischer Version bei Erasmus von Rotterdam
  • 4. Die †˜Epistolae obscurorum virorum†™: totale Ironie im fingierten Briefcorpus
  • XI. Resümee
  • Literaturverzeichnis
  • 1. Siglen
  • 2. Primärquellen

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