Vielfalt statt rosarote Traumberufe
Ansätze geschlechtersensibler Lebensplanung und Berufsorientierung für Schülerinnen
Ursula Neuhof
Diese Publikation zitieren
Ursula Neuhof, Vielfalt statt rosarote Traumberufe (20.04.2024), Beltz Juventa, 69469 Weinheim, ISSN: 1438-5295, 2014 #4, S.176
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Beschreibung / Abstract
Berufswahl findet nach wie vor auf der Grundlage althergebrachter Geschlechterrollenvorstellungen statt (vgl. BIBB 2012, 2013). Schon Vorschulkinder wissen, welche Berufe Frauen oder Männer wählen sollten und so münden nach wie vor viele junge Frauen in wenige typisch "weibliche" Berufssparten ein.1 50 % der jungen Frauen ohne deutsche Staatsangehörigkeit beginnen sogar in nur fünf Berufen eine Ausbildung. Trotz besserer Schulabschlüsse ergreifen Mädchen eher die (typisch "weiblichen") schlechter bezahlten Berufe mit schlechteren Arbeitsbedingungen und mit weniger Karrieremöglichkeiten. Die Schülerinnen finden einen leichteren Zugang in die weiblich dominierten (Dienstleistungs-) Berufe (vgl. Agentur für Gleichstellung im ESF/Pimminger 2012). Der überwiegende Teil der dual ausgebildeten Berufe ist jedoch männlich dominiert, zumeist gewerblich-technische Berufe. Auch wenn die Diversity-Dimension "Geschlecht" zunehmend als nicht-feststehende Kategorie definiert wird und fließende Übergänge zwischen dem vermeintlich weiblichen und männlichen Geschlecht öffentlich gelebt werden, folgen Jugendliche im Berufswahlprozess, aber auch Arbeitgeber_innen in ihrer Auswahl von Auszubildenden, noch immer mehrheitsgesellschaftlich geprägten Rollenmustern. Langjährige Erfahrungen zeigen jedoch, dass diese Berufswahl den Potenzialen und Interessen der Schülerinnen (und Schülern) oft nicht entspricht. Die Zuordnung zu einem Geschlecht scheint beim Berufseinstieg immer noch von zentraler Bedeutung zu sein (vgl. Beicht/Granato 2010). Die Einflüsse der "ethnischen/kulturellen" und sozio-ökonomischen Hintergründe von Schüler_innen spielen in Deutschland jedoch ebenfalls eine bedeutende Rolle.