Über den Staat
Vorlesungen am Collège de France 1989–1992
Pierre Bourdieu
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Pierre Bourdieu, Über den Staat (2014), Suhrkamp Verlag, Berlin, ISBN: 9783518737682
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Beschreibung / Abstract
Kaum ein Wissenschaftler war politisch so engagiert wie der große französische Soziologe Pierre Bourdieu. Umso mehr überrascht es, dass er dem Staat, dieser bis heute zentralen politischen Institution, dieser großen »kollektiven Fiktion«, keine eigene Monographie gewidmet hat. Dass er sich intensiv mit dem Thema beschäftigte, belegen nun seine Vorlesungen am Collège de France, deren fulminanter Auftakt »Über den Staat« bildet.
Bourdieu widmet sich darin auf einer ganz konkreten Ebene sowohl Fragen zur Methodologie und Theorie bei der Untersuchung des Staates als Forschungsobjekt als auch solchen zur historischen Genese dieser Institution etwa in Frankreich, England, China oder Japan. Er analysiert zentrale Unterscheidungen des »Denkens des Staates« wie die zwischen öffentlich und privat und diskutiert Phänomene wie Korruption und den Einfluss der Massenmedien. Das außerordentlich reiche Werk, das nicht zuletzt auch den begnadeten Lehrer Bourdieu zeigt, schließt mit einer Betrachtung zur Geschichte und Konstruktion des Politischen. »Über den Staat« ist eine große Synthese – und das eigentliche Hauptwerk Bourdieus zur politischen Soziologie.
Bourdieu widmet sich darin auf einer ganz konkreten Ebene sowohl Fragen zur Methodologie und Theorie bei der Untersuchung des Staates als Forschungsobjekt als auch solchen zur historischen Genese dieser Institution etwa in Frankreich, England, China oder Japan. Er analysiert zentrale Unterscheidungen des »Denkens des Staates« wie die zwischen öffentlich und privat und diskutiert Phänomene wie Korruption und den Einfluss der Massenmedien. Das außerordentlich reiche Werk, das nicht zuletzt auch den begnadeten Lehrer Bourdieu zeigt, schließt mit einer Betrachtung zur Geschichte und Konstruktion des Politischen. »Über den Staat« ist eine große Synthese – und das eigentliche Hauptwerk Bourdieus zur politischen Soziologie.
Beschreibung
<p>Pierre Bourdieu, am 1. August 1930 in Denguin (Pyrénées Atlantiques) geboren, besuchte dort das <i>Lycée de Pau</i> und wechselte 1948 an das berühmte <i>Lycée </i><i>Louis-le-Grand</i> nach Paris. Nachdem er die Eliteschule der <i>École Normale Supérieure</i> durchlaufen hatte, folgte eine außergewöhnliche akademische Karriere. Von 1958 bis 1960 war er Assistent an der <i>Faculté des lettres</i> in Algier, wechselte dann nach Paris und Lille und wurde 1964 Professor an der <i>École Pratique des Hautes Études en Sciences Sociales.</i> Im selben Jahr begann er, die Reihe <i>Le sens commun</i> beim Verlag <i>Éditions de Minuit</i> herauszugeben und erhielt einen Lehrauftrag an der <i>Ècole Normale Supérieure</i>. Es folgten Gastprofessuren und Forschungsaufenthalte in Princeton und am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung. Seit 1975 gibt er die Forschungsreihe <i>Actes de la recherche en sciences sociales</i> heraus. 1982 folgte schließlich die Berufung an das <i>Collège de France</i>. 1993 erhielt er die höchste akademische Auszeichnung, die in Frankreich vergeben wird, die <i>Médaille d&#39;or </i>des<i> Centre National de Recherche Scientifique</i>. 1997 wurde ihm der Ernst-Bloch-Preis der Stadt Ludwigshafen verliehen.<br />
In seinen ersten ethnologischen Arbeiten untersuchte Bourdieu die Gesellschaft der Kabylen in Algerien. Die in der empirischen ethnologischen Forschung gemachten Erfahrungen bildeten die Grundlage für seine 1972 vorgelegte <i>Esquisse d&#39;une théorie de la pratique</i> (dt. <i>Entwurf einer Theorie der Praxis,</i> 1979). In seinem wohl bekanntesten Buch <i>La distinction</i> (1979, dt. <i>Die feinen Unterschiede,</i> 1982) analysiert Bourdieu wie Gewohnheiten, Freizeitbeschäftigungen, und Schönheitsideale dazu benutzt werden, das Klassenbewußtsein auszudrücken und zu reproduzieren. An zahlreichen Beispielen zeigt Bourdieu, wie sich Gruppen auf subtile Weise durch die <i>feinen Unterschiede</i> in Konsum und Gestus von der jeweils niedrigeren Klasse abgrenzen. Mit <i>Le sens pratique</i> (dt. <i>Sozialer Sinn. Kritik der theoretischen</i> <i>Vernunft,</i> 1987) folgte 1980 eine ausführliche Reflexion über die konkreten Bedingungen der Wissenschaft, in der Bourdieu das Verhältnis von Theorie und Praxis neu zu denken versucht. Ziel dieser Analysen ist es, die »Objektivierung zu objektivieren« und einen Fortschritt der Erkenntnis in der Sozialwissenschaft dadurch zu ermöglichen, daß sie ihre praktischen Bedingungen kritisch hinterfragt.<br />
Seit dem Beginn der 90er Jahre engagiert sich Bourdieu für eine demokratische Kontrolle ökonomischer Prozesse. 1993 rief er zur Gründung einer »Internationalen der Intellektuellen« auf, deren Ziel darin besteht, das Prestige und die Kompetenz im Kampf gegen Globalisierung und die Macht der Finanzmärkte in die Waagschale zu werfen. Die im selben Jahr gegründete Zeitschrift <i>Liber</i> soll dazu ein unabhängiges Forum bieten. Seine politischen Aktivitäten zielen darauf ab, eine Versammlung der "Sozialstände in Europa" einzuberufen, die den europäischen Einigungsprozeß kontrollieren und begleiten soll.<br />
Pierre Bourdieu stirbt am 23. Januar 2002 in Paris.</p>
<p>Horst Brühmann, geboren 1951 in Borken, studierte Philosophie, Politik- und Literaturwissenschaft in Frankfurt am Main. Er war als Lehrbeauftragter an der Universität in Frankfurt am Main und als Lektor im wissenschaftlichen Lektorat u. a. im Suhrkamp Verlag tätig. Außerdem arbeitete er als Übersetzer für wissenschaftliche Texte. Er starb am 24. Februar 2022 in Frankfurt.</p>
In seinen ersten ethnologischen Arbeiten untersuchte Bourdieu die Gesellschaft der Kabylen in Algerien. Die in der empirischen ethnologischen Forschung gemachten Erfahrungen bildeten die Grundlage für seine 1972 vorgelegte <i>Esquisse d&#39;une théorie de la pratique</i> (dt. <i>Entwurf einer Theorie der Praxis,</i> 1979). In seinem wohl bekanntesten Buch <i>La distinction</i> (1979, dt. <i>Die feinen Unterschiede,</i> 1982) analysiert Bourdieu wie Gewohnheiten, Freizeitbeschäftigungen, und Schönheitsideale dazu benutzt werden, das Klassenbewußtsein auszudrücken und zu reproduzieren. An zahlreichen Beispielen zeigt Bourdieu, wie sich Gruppen auf subtile Weise durch die <i>feinen Unterschiede</i> in Konsum und Gestus von der jeweils niedrigeren Klasse abgrenzen. Mit <i>Le sens pratique</i> (dt. <i>Sozialer Sinn. Kritik der theoretischen</i> <i>Vernunft,</i> 1987) folgte 1980 eine ausführliche Reflexion über die konkreten Bedingungen der Wissenschaft, in der Bourdieu das Verhältnis von Theorie und Praxis neu zu denken versucht. Ziel dieser Analysen ist es, die »Objektivierung zu objektivieren« und einen Fortschritt der Erkenntnis in der Sozialwissenschaft dadurch zu ermöglichen, daß sie ihre praktischen Bedingungen kritisch hinterfragt.<br />
Seit dem Beginn der 90er Jahre engagiert sich Bourdieu für eine demokratische Kontrolle ökonomischer Prozesse. 1993 rief er zur Gründung einer »Internationalen der Intellektuellen« auf, deren Ziel darin besteht, das Prestige und die Kompetenz im Kampf gegen Globalisierung und die Macht der Finanzmärkte in die Waagschale zu werfen. Die im selben Jahr gegründete Zeitschrift <i>Liber</i> soll dazu ein unabhängiges Forum bieten. Seine politischen Aktivitäten zielen darauf ab, eine Versammlung der "Sozialstände in Europa" einzuberufen, die den europäischen Einigungsprozeß kontrollieren und begleiten soll.<br />
Pierre Bourdieu stirbt am 23. Januar 2002 in Paris.</p>
<p>Horst Brühmann, geboren 1951 in Borken, studierte Philosophie, Politik- und Literaturwissenschaft in Frankfurt am Main. Er war als Lehrbeauftragter an der Universität in Frankfurt am Main und als Lektor im wissenschaftlichen Lektorat u. a. im Suhrkamp Verlag tätig. Außerdem arbeitete er als Übersetzer für wissenschaftliche Texte. Er starb am 24. Februar 2022 in Frankfurt.</p>
Inhaltsverzeichnis
- [Cover]
- [Informationen zum Buch/zum Autor]
- [Impressum]
- Inhalt
- Notiz der Herausgeber
- Studienjahr 1989-1990
- Vorlesung vom 18. Januar 1990
- Vorlesung vom 25. Januar 1990
- Vorlesung vom 1. Februar 1990
- Vorlesung vom 8. Februar 1990
- Vorlesung vom 15. Februar 1990
- Studienjahr 1990-1991
- Vorlesung vom 10. Januar 1991
- Vorlesung vom 17. Januar 1991
- Vorlesung vom 24. Januar 1991
- Vorlesung vom 31. Januar 1991
- Vorlesung vom 7. Februar 1991
- Vorlesung vom 14. Februar 1991
- Vorlesung vom 21. Februar 1991
- Vorlesung vom 7. März 1991
- Vorlesung vom 14. März 1991
- Studienjahr 1991-1992
- Vorlesung vom 3. Oktober 1991
- Vorlesung vom 10. Oktober 1991
- Vorlesung vom 24. Oktober 1991
- Vorlesung vom 7. November 1991
- Vorlesung vom 14. November 1991
- Vorlesung vom 21. November 1991
- Vorlesung vom 28. November 1991
- Vorlesung vom 5. Dezember 1991
- Vorlesung vom 12. Dezember 1991
- Anhänge
- Zusammenfassungen der Vorlesungen im Jahrbuch des Collège de France
- Zur Stellung der Vorlesung über den Staat im Werk Pierre Bourdieus
- Bibliographie
- Namenregister
- Sachregister