Kriminalität, Soziale Arbeit, Erziehung: Historische Bezüge und aktuelle Themen

Christian von Wolffersdorff

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Christian von Wolffersdorff, Kriminalität, Soziale Arbeit, Erziehung: Historische Bezüge und aktuelle Themen (2011), Beltz Juventa, 69469 Weinheim, ISSN: 2191-8325, 2011S.1

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Beschreibung / Abstract

Der Beitrag bearbeitet das Thema sowohl in einem erziehungsgeschichtli-chen Zusammenhang als auch in Bezug auf aktuelle Fragen von Kriminali-tät und Sozialer Arbeit. Kap. 1 umreißt zunächst das prekäre Verhältnis von Erziehung und Strafe und geht auf das Vordringen von Sicherheitskonzepten in die pädagogische Diskussion ein. In einem zweiten Zugang werden daraufhin wichtige Stationen in der Entwicklung des Erziehungsgedankens rekonstruiert. Auf diese Weise soll herausgearbeitet werden, wie sowohl im Bereich des Jugendstrafvollzugs als auch in der Jugendfürsorge ein ambivalenter Begriff von Erziehung wirksam wurde, in dem die Zuwendung zu Rechtsbrechern bzw. "Hilflosen" stets eng mit der Androhung von Zwang und Repression verknüpft war. Noch in der geläufigen Redewendung "wir werden euch helfen" schwingt diese Ambivalenz mit.

Dem historischen Teil folgt eine zusammenfassende Darstellung von Theorien über Kriminalität und Kriminalisierung, die mit ihren Analysen zur Genese abweichenden Verhaltens sowie zur Funktion von Strafvollzug und Straffälligenhilfe auch die kriminalpädagogische Diskussion stark beeinflusst haben (Kap. 3). Die wichtigsten Handlungsansätze im Umgang mit Straffälligen, die sich im Zeichen des Diversionsprinzips ("Umleitung" junger Straftäter um das drohende Gerichtsverfahren) etabliert haben, werden in Kap. 4 beschrieben. Kap. 5 schlägt den Bogen zurück zum Anfangskapi-tel und stellt die Probleme und Widersprüche der neueren kriminalpolitischen Entwicklung in einen gesellschaftspolitischen Zusammenhang. Dazu gehört auch die Frage, welche Folgen die sich vertiefenden gesellschaftlichen Spaltungen in diesem Bereich künftig haben werden und wie sie sich langfristig auf das Verständnis von Strafe, Erziehung und Resozialisierung auswirken werden.



Inhalt:

1. Jugendkriminalität und Gewalt: Bezugspunkte der kriminalpolitischen Diskussion

1.1 Steigende Kriminalitätsflut?

1.2 Frühe Gewalterfahrung und Traumatisierung

1.3 Die gesellschaftliche Dimension von Kriminalität



2. Zur Geschichte des Erziehungsgedankens in Jugendhilfe und Justiz

2.1 Zucht, Gebet und Arbeit: Die pietistische Waisenhauserziehung

2.2 Die Anstaltskritik der Philanthropen

2.3 Erziehung als Rettung und sittliche Hebung

2.4 Die Jugendgerichtsbewegung und die Pädagogisierung des Strafvollzugs

2.5 Hilfe als Verstehen und Therapie: Psychoanalytische Impulse zum Verständnis von Devianz

2.6 Abweichung ausmerzen: Selektion und Lagerterror für die Unerziehbaren

2.7 Zwischenbilanz: Devianzpädagogik zwischen "allseitiger Besorgung" und Repression



3. Theorien über Kriminalität und Kriminalisierung

3.1 Anomie

3.2 Subkultur

3.3 Lernen

3.4 Stigmatisierung



4. Konzepte, Methoden und Probleme moderner Straffälligenhilfe

4.1 Behandlungsvollzug und Sozialtherapie

4.2 Die neuen ambulanten Maßnahmen der Straffälligenhilfe

4.3 Erziehung zwischen Therapie und Strafe: Der Streit um geschlossene Erziehungsheime

4.4 Fallstricke in der Arbeit mit psychisch belasteten Jugendlichen



5. Vom Förderungs- zum Sicherheitsparadigma? Zum Wandel der Kriminalpolitik

5.1 Resozialisierung, Sühne, Vergeltung

5.2 Veränderungen im Verständnis von Prävention

5.3 Armut und soziale Polarisierung: Der gesellschaftliche Kontext

6. Schluss

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