Bindung und Jugend

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Karl Heinz Brisch (Hg.), Bindung und Jugend (2014), Klett-Cotta Verlag, Stuttgart, ISBN: 9783608201987

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Beschreibung / Abstract

In der Jugendzeit wird die Bindung an Gruppen mit Gleichaltrigen zu einem bedeutungsvollen Bindungssystem, das den Jugendlichen Schutz und Sicherheit vermittelt und die Entwicklung fördern kann. Es kann auf der anderen Seite aber auch eine Quelle von Angst sein, die Autonomie und Individualität verhindert. Die Autorinnen und Autoren des Bandes behandeln folgende psychische Probleme bei den wegen desorganisierten kindlichen Bindungserfahrungen besonders gefährdeten Jugendlichen:
- Depression
- Suizidalität
- Ängste
- Gewalt
- Drogenmissbrauch
- sexuelle Schwierigkeiten
- Essstörungen
- Dissoziation.
Mit Beiträgen von Ulrike Amann, Katja Bonnländer, Roger Kobak, Christiane Lutz, Marlene Moretti, Andrea Perry, Raija-Leena Punamäki, Sabine Walper, Sandra Wieland, Simon Wilkinson, Peter Zimmermann und Karl Heinz Brisch.
In der Jugendzeit sind sichere frühkindliche Bindungserfahrungen von besonderer Bedeutung, da Jugendliche sich verstärkt auf den Weg der Ablösung von ihrer Bindungsperson hin zur Autonomie machen müssen. Dieser Weg macht auch Angst und aktiviert die Bindungsbedürfnisse. Manche Jugendliche können sich gar nicht ablösen, andere suchen eine forcierte Ablösung. Die Bindung an Gruppen mit Gleichaltrigen wird zu einem bedeutungsvollen Bindungssystem, das den Jugendlichen Schutz und Sicherheit vermittelt und die Entwicklung fördern kann. Die pathologische Gruppenbindung kann aber auch eine Quelle von Angst sein, die Autonomie und Individualität verhindert. Jugendliche mit traumatischen Erfahrungen und desorganisierter Bindung aus ihrer Kindheit sind besonders gefährdet, psychische Probleme zu entwickeln, wie Depression, Suizidalität, Panik, Gewalt, Drogen, sexuelle Schwierigkeiten, Essstörungen, Borderline-Symptome. Die Beiträge der Konferenz zeigen anhand von Studien und klinischer sowie pädagogischer Arbeit, wie psychopathologische Entwicklungen dieser Jugendlichen verstanden und wie sie behandelt werden können sowie welche Möglichkeiten zur Prävention bestehen.
Dieses Buch richtet sich an:
- Kinder- und JugendlichenpsychotherapeutInnen
- Kinderärzte, -psychiater, -psychologInnen
- SozialarbeiterInnen, Pädagogen, Jugendhilfemitarbeiter
Karl Heinz Brisch ist Veranstalter der Internationalen Bindungskonferenz, die jährlich in München stattfindet. >>www.bindungskonferenz-muenchen.de

Kritik

»Aus verschiedenen Perspektiven wird in diesem Sammelband der Zusammenhang zwischen frühen Bindungserfahrungen und der Autonomie im Jugendalter beleuchtet. Durchgehend wird deutlich, dass sichere frühkindliche Bindung von besonderer Bedeutung ist, da Jugendliche sich verstärkt auf den Weg der Ablösung von ihren Bindungspersonen hin zu Autonomie machen müssen. ... Anhand der Ergebnisse längsschnittlicher Entwicklungseinflüsse wird deutlich, dass sich die Bindungsrepräsentation im Jugendalter überwiegend nicht durch die Bindungsqualittät zur Mutter im Alter von einem Jahr vorhersagen lässt. ... Das unterstützt den Asnatz von Bowlby, der kein Vertreter des frühkindlichen Determinismus war, sondern stattdesse nein Modell von Entwiclungspfaden favorisierte. Immer wieder sind die therapeutischen Möglichkeiten für den interessierten Leser von hohem Interesse, wie zum Beispiel die Arbeit mit bindungsgestörten Jugendlichen in Gruppen von Gleichaltrigen oder eine Milieutherapie auf einer Station für Kinder und Jugendpsychiatrie in Oslo.«
Rudolf Sanders, Beratung Aktuell, 29.7.2015

Beschreibung

<p>Karl Heinz Brisch, Dr. med. habil., ist Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychiatrie und Psychosomatische Medizin und Psychotherapie sowie Neurologie; Psychoanalytiker für Kinder, Jugendliche, Erwachsene und Gruppen; Ausbildung in spezieller Psychotraumatologie für Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Er war Vorstand des weltweit ersten Lehrstuhls für Early Life Care und leitete das gleichnamige Forschungsinstitut an der PMU in Salzburg.<br />Seine klinische Tätigkeit und sein Forschungsschwerpunkt umfassen den Bereich der frühkindlichen Entwicklung und der Psychotherapie von bindungstraumatisierten Menschen in allen Altersgruppen. <br />Brisch leitete über viele Jahre die Abteilung für Pädiatrische Psychosomatik und Psychotherapie am Dr. von Haunerschen Kinderspital der Universität München und entwickelte dort das MOSES®-Therapiemodell zur erfolgreichen Intensiv-Psychotherapie von früh traumatisierten Kindern und Jugendlichen. <br />Brisch entwickelte die Präventionsprogramme »SAFE® – Sichere Ausbildung für Eltern« und »B.A.S.E® – Babywatching«, die inzwischen in vielen Ländern Europas, aber etwa auch in Australien, Neuseeland und Russland Verbreitung gefunden haben. <br />Er ist Gründungsmitglied der »Gesellschaft für Seelische Gesundheit in der Frühen Kindheit« (GAIMH e. V. – German-Speaking Association for Infant Mental Health) und war dort viele Jahre lang im Vorstand. Die GAIMH ist eine Tochtergesellschaft der WAIMH – World Association for Infant Mental Health.<br />Seit 2000 organisiert er die jährlich stattfindende renommierte Internationale Bindungskonferenz (www.bindungskonferenz.de) so wie seit 2018 die Internationale Early Life Care Konferenz in Salzburg (www.earlylifecare.at).<br />Brisch verbreitet die Inhalte und Ergebnisse der Bindungs- und Traumaforschung und -psychotherapie auch durch viele Publikationen, Vorträge und die Teilnahme an zahlreichen Radio- und Fernsehsendungen (https://www.khbrisch.de).</p><p>Vom 16. bis zum 18. September 2022 findet die 21. Internationale Bindungskonferenz zum Thema »Gestörte Bindungen in digitalen Zeiten – Ursachen, Prävention, Beratung und Therapie« statt. Die Konferenzleitung obliegt Karl Heinz Brisch.</p><p>Zur Website der Bindungskonferenz: www.bindungskonferenz.de</p>

Inhaltsverzeichnis

  • Bindung und Jugend
  • Inhalt
  • Vorwort
  • Einleitung
  • Bindung und Autonomie im Jugendalter
  • Einleitung: Bindung und Autonomie - ein Gegensatz oder zwei assoziierte Entwicklungsthematiken?
  • Bindung und Autonomie im Jugendalter
  • Bindungsmuster im Jugendalter
  • Bindung und Interaktionsverhalten im Jugendalter
  • Bindung, Persönlichkeit und Psychopathologie bei Jugendlichen
  • Zusammenfassung
  • Bindung und Individuation von Jugendlichen aus Trennungsfamilien
  • Einleitung
  • Bindung, Autonomie und Individuation im Jugendalter
  • Jugendliche in Trennungsfamilien
  • Die Individuation Jugendlicher aus Trennungsfamilien
  • Fazit und Ausblick
  • Ein bindungstheoretischer Ansatz zur Behandlung des krankhaften Aufschiebeverhaltens (Prokrastination) von Studenten
  • Einleitung
  • Aufschiebeverhalten - eine allgemeine Beschreibung des Phänomens
  • Warum Prokrastination gerade in der Adoleszenz ein solches Problem ist und warum das Umfeld von College oder Universität die Dinge verschlimmern kann
  • Warum Heranwachsende die Dinge aufschieben
  • Das Modell der Aktionsspirale
  • Wie zeigen sich Bindungsmuster im schulischen/universitären Kontext?
  • Wie wir helfen können
  • Die bindungsbasierte Behandlung Jugendlicher in Fällen von Bindungsverletzung und Empathie-versagung
  • Wechselseitige Bindung und Kommunikation zwischen Eltern und ihrem heranwachsenden Kind
  • Der symptomatische Zyklus, Bindungsverletzungen und Empathieversagungen
  • Stufen der Veränderung - Aktivierung, Reô€­ exion, Revision/Wiederherstellung
  • Zusammenfassung
  • Substanzmissbrauch im Jugendalter und Bindungserfahrungen: Wissenschaftliche Ergebnisse und Erfahrungen aus der Praxis der Jugend-Suchtstationen clean.kick und clean.kids
  • Ausgangslage
  • Forschungsstand
  • Bindungsrepräsentationen suchtmittelabhängiger Jugendlicher und ihrer Eltern
  • Relevanz der Ergebnisse
  • Behandlung von Substanzen konsumierenden Jugendlichen
  • Fazit
  • "Connect": Ein evidenzbasiertes Bindungsprogramm für Eltern gefährdeter Teenager
  • Einführung
  • Warum stehen Adoleszenz und Bindung im Fokus?
  • "Connect": Die Festigung der Komponenten der Bindungssicherheit
  • Ein bindungsbasiertes Modell der Veränderung
  • Ist das "Connect"-Programm erfolgreich?
  • Abschließende Überlegungen
  • Gefährdete Bindung - Adoption und die Krisenzeit der Pubertät
  • Adoption und das Trauma, abgegeben worden zu sein
  • Bindung und Pubertät
  • Jugendliche Adoptierte in der Therapie
  • Heranwachsende mit desorganisiertem Bindungsmuster verstehen und behandeln - ein Klassifizierungssystem
  • Desorganisierte Bindung bei Kleinkindern
  • Desorganisierte Bindung bei älteren Kindern
  • Frühe desorganisierte Bindung und ihre Folgewirkungen in der Adoleszenz
  • Desorganisierte Bindung und die Gefahr der Dissoziation
  • Dissoziationsmodelle
  • Grade der Dissoziation
  • Klassifizierung innerhalb des desorganisierten Bindungsmusters
  • Einordnung Heranwachsender mit desorganisiertem Bindungsmuster
  • Die Behandlung Heranwachsender mit desorganisiertem Bindungsmuster
  • Fazit
  • Bindungsstil und Traumabewältigung: Zur Frage der Intervention in Fällen junger Kriegsteilnehmer
  • Trauma und psychische Gesundheit
  • Bedrohung aktiviert das Bindungsmuster
  • Trauma und emotionale Steuerung
  • Kognitive Traumabewältigung
  • Trauma und Erinnerungsvermögen
  • Trauma und soziale Beziehungen
  • Schlussfolgerungen für die Traumatherapie
  • Titanic, Arafat und der goldene Fluss. Kulturelle Aspekte in der kunsttherapeutischen Arbeit mit einer palästinensischen Patientin
  • Allgemeine Rahmenbedingungen des Projekts "Kunsttherapie für Kinder und Jugendliche mit schweren chronischen Erkrankungen"
  • Die Klientin, ihre Lebensbedingungen und das Setting
  • Grundlegende Gedanken
  • Die Behandlung
  • Milieutherapie auf der Station für Kinder- und Jugendpsychiatrie in Oslo: Eine bindungstheoretische Perspektive
  • Bindungsstrategien
  • Die Station
  • Etwas Neues lernen
  • Die theoretische Perspektive des DMM
  • Die Aufgabe der leitenden Milieutherapeutin
  • Wie lange soll der stationäre Aufenthalt dauern?
  • Verantwortung
  • Was geschieht, wenn Milieutherapeuten allmählich ihre Strategien ändern?
  • "Gnothi seautà³n" - "erkenne dich selbst"!
  • Bindungsgestörte Jugendliche in Gruppen von Gleichaltrigen: Diagnostik und Therapie
  • Einleitung
  • Aufgaben der Adoleszenz
  • Jugendzeit und Entwicklung des Gehirns
  • Versuche der Stressregulation
  • Psychische Dekompensation
  • Erweiterung der emotionalen Sicherheit von der dyadischen zur Gruppenbindung
  • Bindung, Individuation und Autonomie
  • Typen von Gruppen und Gruppenbindungen
  • Diagnostik
  • Gruppentherapie mit Jugendlichen
  • Zusammenfassung und Ausblick
  • Adressen der Autorinnen und Autoren

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